Schapeau mit Stil

30 Jahre lang war das Restaurant in Münchens ältestem Hotel, dem Torbräu am Isartor, verpachtet. Jetzt übernimmt die Besitzerfamilie in Eigenregie das Lokal, das einst Karl Valentins Anlaufstelle war
von  Laura Kaufmann
Hingucker des Lokals: Die illuminierten Jugenstilmalereien hinter der Bar.
Hingucker des Lokals: Die illuminierten Jugenstilmalereien hinter der Bar. © ho

Heute würde man vielleicht sagen, der Johann Nepomuk Mayr, der war ein Szenegastronom. Eine stadtbekannte Figur war er jedenfalls, Prinzregent vom Tal genannt, der das Restaurant und später auch das Hotel Torbräu übernahm. Bürger, Kreative und Intellektuelle trafen sich bei ihm. Hier bekam Karl Valentin, bevor die Leute seinen Humor verstanden, eine warme Mahlzeit, wenn er knapp bei Kasse war.

An diese Zeiten soll das Restaurant jetzt anknüpfen: Nach 30 Jahren der Verpachtung hat sich die Familie Kirchlechner entschlossen, das Lokal wieder selbst zu führen. „Wir sind sicher, dass es ihm gefallen hätte“, sagt Andreas Kirchlechner, der Urenkel. „Schapeau“ heißt das Restaurant, Hut ab auf Bayerisch – Hut ab vor Johann Mayr, dem Urgroßvater. Als Schwarzweiß-Foto grüßt der von der Wand. Monatelang dauerten die Renovierungsarbeiten. Weg mit Einbauten der 60er-Jahre, heraus mit den alten Plänen, nach denen etwa die Tageslichtdecke rekonstruiert wurde. Schlichte, dunkle Möbel im hellen, großzügigen Raum – Hingucker sind die illuminierten Jugenstil-Bilder hinter der Bar.

Kein typisches Hotelrestaurant ist das „Schapeau“, es soll ein Treffpunkt für die Münchner werden. Einen eigenen Eingang hat es, so dass Gäste die Rezeption nicht passieren müssen. Die Küche ist das Reich von Sascha Santen: ein leidenschaftlicher Schlagzeuger, der Stationen von Schuhbeck bis Kuffler durchlaufen hat. „Wir haben uns das Regionale auf die Fahnen geschrieben“, sagt er. Es muss nicht immer Thunfisch sein, wenn hier der Zander schwimmt und im „Schapeau“ dann als Filet auf Blattspinat und Rieslingschaum mit geschmorten Kirschtomaten und Petersilienkartoffeln (26 Euro) landet.

Bayerisch, mediterran, bodenständig mit Twist – so kocht Santen. Schweinemedaillons an weißer Trüffelsauce mit Rübengemüse und Kräuterpolenta (17,50) etwa, Rote-Beete-Ravioli mit Meerrettich-Schaum und gehobeltem Pecorino (14,50) für die Vegetarier – oder das rosa Filet vom Weideochsen an Rotweinsauce mit Bohnen und Rahmkartoffeln (33,50).

Um elf Uhr öffnet das Restaurant, Schluss ist um ein Uhr – die Zeit für den Absacker an der Bar nach dem Theater. Drinks aus aller Welt serviert der kompetente Barmann, dazu viele Eigenkreationen des Hauses. Nachmittags kommen Fans des hausgemachten Kuchens, abends die, die gespannt sind auf die Küche. Seit der Kirchweih ist das Schapeau geöffnet. Dem Urgroßvater Mayr hätt’s sicher gefallen. 


Tal 41, täglich 11 – 1 Uhr, www.schapeau.de, Tel.: 24 23 44 00

 

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