Pop-Up-Restaurant der Urban League im Nußbaumpark: Mikrowelle, hilf!
Essen im Nußbaumpark - das geht aktuell. Die AZ hat hier eine Mittagspause eingelegt.
München - Ein Kind tapert Richtung Kuchen und Muffins, Abhängige handeln in Sichtweite mit Artzney, und in der Sonne sitzen Ältere und Jüngere beim Kaffee, ersten Bier oder essen günstig zu Mittag: Der neue Besuchermix im Nußbaumpark darf als gelungen bezeichnet werden.
Kulturveranstalterin Zehra Spindler hat den bei Drogenabhängigen beliebten Treffpunkt - den idyllischen, kleinen Park beim Sendlinger Tor - mit ihrer Urban League übernommen. Ein Getränkewagen, an dem Eizbach-Schorlen (3 Euro), Prosecco on the Rocks (6 Euro) und Donnerstag bis Samstag ab 14 Uhr auch Craft-Biere verkauft werden - die Untergiesinger Erhellung (4 Euro) gibt's ab 12 Uhr.
Zudem ein Hüttchen mit Smoothies, Wraps, Paninis, Currywurst und einem Tagesgericht. Letzteres ist eine saftige Spinat-Feta-Quiche (4,50 Euro), hausgemacht und in der Mikrowelle warm gemacht.
Das wiederum ist eine ungewöhnliche Methode, um Currywurst zu machen (3,50 Euro). Vorgebraten wird das Würstl und dann eine Minute in der Mikrowelle erhitzt, Sößchen drüber, Semmel daneben. Die Begleitung findet es wenig stilecht, aber okay im Geschmack. Und hey, dafür stimmt wenigstens die Atmosphäre.
"Ich muss dich vorwarnen, der soll grässlich schmecken"
Am Essenshüttchen vom Sozialarbeits-Träger Condrobs ist die Verkäuferin selbst noch nicht ganz von ihren Produkten überzeugt, arbeitet noch an Lösungen, wie das Essen verbessert werden kann. Nie sah man erstauntere Gesichter bei einer Teebestellung: "Ich muss dich vorwarnen, der soll grässlich schmecken", sagt sie zu einem Mittzwanziger.
Man rätselt natürlich, was an so einem Gepa-Tee grässlich sein kann, bis sie erklärt, dass das Wasser in der Machine nicht heiß genug werde. Sie schenkt dem jungen Mann den Tee ("Schmeckt doch ganz gut", sagt er), und seine zwei Freunde kaufen sich auch gleich einen. Nach dem Teetrinken schlafen sie alle drei in ihren Liegestühlen ein. Die Gäste fühlen sich wohl hier.
Deshalb dauert's beim Essenbestellen auch länger: Man verratscht sich, lässt sich das Projekt erklären, das bis September läuft, spricht über Yoga in der Mittagspause, Spiele zum Ausleihen, Hochbeete, die an Beetpaten vergeben wurden und geplante Diskussionen.
Dazu dudelt unverkrampft "Rivers of Babylon" und "The Tide is High" aus den Boxen. Während wir die Mittagspause kurzerhand auf zwei kurzweilige Stunden verlängert haben, kommt ein Suchtkranker an den Tisch und fragt freundlich nach einer Zigarette. Und ob man AC/DC auf dem Handy habe und es für ihn spielen könne. Es ist zwar Freifunk-WLAN vorhanden, weil das aber nicht überstrapaziert werden soll, fragt der AC/DC-Fan beim Condrobs-Standl nach.
Wir sind uns sicher, dass noch AC/DC für ihn lief. Aber da mussten wir dann leider wirklich los.
Nußbaumpark, Mo. bis Fr. 12-22 Uhr, Sa. bis So. 14-22 Uhr
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