Nur das Reissdorf bleibt

Zwei Rheinländer können angeblich genauso laut sein wie 20 Bayern. Deswegen musste die Kölsch-Kneipe „Coellner im Paragraph” jetzt ihr Konzept ändern.
Tina Nachtmann |
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Zwei Rheinländer können angeblich genauso laut sein wie 20 Bayern. Deswegen musste die Kölsch-Kneipe CIP jetzt ihr Konzept ändern.

Sie war acht Jahre lang eine beliebte Anlaufstelle für Exil-Rheinländer und Köln-Liebhaber: Die Reissdorf-Kölsch-Kneipe „Coellner im Paragraph” im Schwabinger Westen. Doch nun gibt es sie nicht mehr. Aus der Kneipe ist die „Unglaubar” geworden, so benannt, weil die Wirte Joachim Pohl und Richard Merheim es selbst kaum glauben können, was sie da getan haben.

Es sei höchste Zeit für diesen Wandel gewesen, sagen die Inhaber. Sonst hätten sie vermutlich bald ihre Konzession verloren. Das Problem: die Gäste. „Die Rheinländer können sich einfach nicht normal benehmen”, erklärt Pohl, selbst Kölner. „Wenn zwei Rheinländer vor dem Lokal stehen, ist es genauso laut wie bei 20 Bayern", bestätigt Merheim, ebenfalls Kölner.

Die Nachbarn fanden es zu laut, riefen des öfteren die Polizei und übergossen die Lärmenden auch gern mal von oben mit Wasser. Im Kreisverwaltungsreferat gebe es drei dicke Ordner mit Beschwerden über das Lokal, sagen die Wirte. Daher musste ein ruhigeres Publikum her.

Pohl und Merheim verbannten in einer Drei-Tage-Aktion zwischen Weihnachten und Neujahr alle Köln-Devotionalien in den Keller, verpassten ihrem Lokal einen neuen Namen und ein wenig Lounge-Charakter: Gleich am Eingang soll eine kleine Couch-Gruppe für Wohnzimmer-Atmosphäre sorgen. Die Bar hinterm Tresen leuchtet lila, die weißen Wände zieren golden umrandete Spiegel sowie Bilder mit einer Lara-Croft-ähnlichen Bikini-Schönheit.

Auch die Speise- und Getränkekarte ist größtenteils neu. Das Motto lautet zwar weiterhin „Heimat”, jetzt ist damit aber die bayerische gemeint. So gibt es zum Beispiel den Kräuterlikör „Hirschkuss” aus Lenggries (2,50 Euro) oder Duke-Gin aus München (3,50 Euro).

Auf der Speisekarte haben internationale Publikums-Lieblinge wie Panini (3,90Euro), Schnitzel (13,80Euro) und Kaiserschmarrn (6,50 Euro) die rheinischen Spezialitäten abgelöst. Die meisten der früheren Gäste seien mäßig begeistert von den Neuerungen, erzählen die Wirte. Diese vermissten heimisches Liedgut und Essen. Ein bisschen Köln ist aber auch in der Unglaubar geblieben: Nach wie vor kann hier Kölsch in allen Variationen getrunken werden (vom Fass, aus der Flasche, kranzweise und aus dem Pittermännchen), der 1. FC Köln wird weiterhin übertragen, und jeden ersten Dienstag im Monat gibt es typisch rheinische Reibekuchen, die Rievkooche, mit Apfelkompott, Schwarzbrot und Butter.

Winzererstaße 49a, Mo. bis Sa. 10-1 Uhr, So. 16-23 Uhr, Tel. 30667671

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