Neueröffnung: So ist das neue Steigenberger-Hotel in der Parkstadt Schwabing

Steigenberger eröffnet ein neues Luxushotel in München. Das ist groß – und vor allem sehr brav. Die gAZtro-Kritik.
von  Lea Kramer

Schwabing - Bairische Symbolik gibt es. Dezent an den Wänden: Zeichnungen von Lederhosen. Modern sind die Lampen gestaltet. Irgendwie individuell, irgendwie extravagant – aber Avantgarde ist das neue Steigenberger-Hotel nicht.

Wer wollte sich auch auf dem hart umkämpften Münchner Bettenmarkt Experimente erlauben? Eine Hotelkette mit Unterkünften für hohe Ansprüche, die gerade ihr angestaubtes Biedermann-Image loswerden will, sicherlich nicht. Und deshalb ist’s halt alles ein bisschen brav geworden in der Parkstadt Schwabing. Brav wie Taylor Swift, etwas glamourös und musikalisch, aber eben nicht Punkrock.

Braucht es auch nicht, wenn das Hotel in knapp zwei Wochen eröffnet. Das Bauprojekt selbst war für Münchner Verhältnisse nämlich fast rebellisch. In relativ kurzer Zeit wurde aus dem früheren Sitz des Finanzberatungs- und Versicherungsunternehmens "Swiss Life" ein Herbergsbetrieb der Oberklasse. Ganz nach dem Motto: Wo gearbeitet wurde, kann auch geschlafen werden.

Gästezimmer statt Büros, auf sechs Geschossen mit 14 Konferenzräumen und einer 300 Quadratmeter großen Welnesslandschaft. Eine besondere Herausforderung war es, in jedem der 292 Zimmer (Einzelzimmer ab 160 Euro) ein Badezimmer unterzubringen.

Damit nicht zu viel Raum verloren geht, sind Toilette und Dusche in zwei separaten Schränken untergebracht. Vom Boxspringbett blickt der Gast in Richtung Alpen, rüber zum Konkurrenten Marriott oder auf die Auffahrt zur Nürnberger Autobahn.

Falls das nicht spektakulär klingt – es ist es tatsächlich. Sobald die Sonne untergeht, blinken die Lichter der gegenüberliegenden Hochhäuser und der Autos auf dem Ring großstädtisch schön nach Downtown.

Weil die meisten Münchner wahrscheinlich selten in ihrer Heimatstadt übernachten werden, hat sich das Steigenberger-Team ein wahrlich bavaröses Konzept fürs Erdgeschoss überlegt. "Wir haben die Rezeption an der Seite platziert, um den Wohnzimmercharakter des Empfangs zu unterstreichen", sagt Thomas Fischer, Direktor des Hotels.

"Nicht nur für Hotelgäste kochen"

In diesem Wohnzimmer mit angeschlossener Bibliothek, Bar und mehreren Restaurants sollen sich vor allem die Münchner wohlfühlen. Mit All-day-Dining, zweiwöchentlich wechselnden Menüs mit "Beer-Pairings", also Bier- statt Weinbegleitung, oder dem Frühstücksbrunch will sich die Küche um Chef Robert Valls als feste Größe in der Münchner Gastronomie etablieren.

"Wir wollen nicht nur für Hotelgäste kochen, sondern auch, dass Leute von draußen hier reinkommen", sagt Valls, bekannt aus der Stadtkantine oder dem Rilano-Hotel. Dabei setzt er hauptsächlich auf regionale Produkte. Trotzdem könnten zwei Personen für ein Essen mit Getränken am Ende mit einer Rechnung zwischen 50 und 60 Euro rauskommen.

Gegessen haben sie dann zum Beispiel Radieserlsalat mit Garnelen aus Langenpreising, Rote-Beete-Suppe, "Pulled Ente" mit Coleslaw oder "Strammer Max" mit selbstgemachtem Kassler. Ins Glas kam Gin aus Pasing oder eine der 50 Biersorten, wie etwa das "In your Face"-Craft-Bier von Crew Republic.

Das kann man sich übrigens aus dem "Bierkristall", einem gekühlten Glasraum neben der Bar, gemeinsam mit einem Biersommelier aussuchen. Ein Raum randvoll mit Bier, das ist fast wieder Punk.


Berliner Straße 85, Bar täglich von 9-1 Uhr

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