Mythen ums Festessen an Weihnachten: Hilft ein Schnapserl wirklich?
Die Festtage sind auch Esstage – wenn die Verwandtschaft zusammenkommt und sich Platzerl und deftiges Essen abwechseln. Der Magen kann sich da irgendwann schon mal beschweren. Ein altbewährter Helfer nach fettigem Essen: ein Schnapserl.
Alles über Essensmythen
Aber bringt das wirklich was? Und wie sieht es mit anderen Ernährungsmythen rund um Weihnachten aus? Ernährungsberaterin Dr. Ingrid Pawellek aus dem Helios-Klinikum München-West klärt auf:
Ein Festmahl nach 18 Uhr – setzt das stärker an als mittags?
"Fakt ist: Das Festtagsmenü hat immer gleich viele Kalorien, egal zu welcher Tageszeit wir es uns schmecken lassen", sagt Pawellek. "Die Kohlenhydrate, die wir mit einer Mahlzeit zu uns nehmen, aktivieren die Ausschüttung von Insulin. Insulin hemmt jedoch den Fettabbau. Während wir tagsüber alle vier bis fünf Stunden etwas essen, kann unser Körper quasi kein Fett abbauen. Die Nacht ist hingegen die längste Phase, in der wir keine Nahrung aufnehmen. Unserem Körper bleibt zur Fettmobilisierung also nur die Zeit, in der wir schlafen", führt sie aus.
Je später, desto ungesünder
Sprich: Je später man eine kohlenhydratreiche Mahlzeit zu sich nimmt, umso kürzer sei die Phase, die der Körper zum Fettabbau nutzen kann.
Das gilt allerdings nicht für das Verbrennen von Kalorien, so Ernährungsberaterin Pawellek weiter: Der Körper baue im Schlaf nicht mehr Kalorien ab als während einer Ruhephase am Tag.
Schadet Alkohol auf nüchternen Magen mehr als ein Glaserl zum Essen?
Zu Weihnachten gibt es oft schon einen Aperitif – sollte man diesen stehen lassen und erst zum Essen anstoßen? Oft heißt es, dann nehme man weniger Alkohol auf. Wird's dann wirklich weniger rauschig? "Richtig ist, dass Alkohol auf leeren Magen schneller ins Blut gelangt. Doch verhindern kann die berühmte 'Grundlage' oder die Mahlzeit, die zu Bier und Wein gegessen wird, die Alkoholaufnahme nicht. Der Alkohol gelangt trotzdem in unseren Blutkreislauf, wenn auch langsamer. Das führt bei vielen Menschen dazu, dass sie die Wirkung des Alkohols unterschätzen", sagt Pawellek.
Der Schlüssel liegt in der Abwechslung
Unabhängig davon, wie schnell der Alkohol ins Blut gelangt, mehr als 0,1 bis 0,2 Promille Alkohol pro Stunde kann die Leber nicht abbauen. Es hängt auch vom Geschlecht ab und wie viel jemand wiegt: Der Körper einer Frau benötige tendenziell mehr Zeit zum Alkoholabbau als der eines Mannes. "Wichtig ist, beim Konsum von Alkohol ein vernünftiges Maß zu wahren und die Menge im Auge zu behalten. Idealerweise wechselt man zwischen einem alkoholischen und einem alkoholfreien Getränk ab. Das sorgt dafür, dass man insgesamt weniger Alkohol trinkt", sagt die Diplom-Ökotrophologin.
Fördert ein Schnaps nach dem Essen die Verdauung?
Wenn das Fest-Menü verspeist und der Bauch voll ist, greifen so manche Feierrunden zum Stamperl Schnaps. Flüssige Verdauungshilfe – aber ist das wahr? "Das Gegenteil ist der Fall", sagt Pawellek. "Anstatt die Verdauung anzuregen, wirkt sich ein Schnaps nach dem Essen eher negativ auf unsere Verdauung aus."
Mythos aufgeklärt
Warum? Bevor der Körper die üppige Mahlzeit verarbeiten könne, sei er erst einmal damit beschäftigt, den Alkohol abzubauen. Die Folge: Die Verdauung hängt in der Warteschleife und das Essen liegt länger schwer im Magen. Die Expertin weiß, was dann doch helfen kann: "Ein Kräuterlikör kann unseren Verdauungsapparat mitunter tatsächlich unterstützen, was aber an den enthaltenen Kräutern und nicht am Alkohol liegt. Um die Verdauung anzuregen, sollte man das Festtagsmenü deshalb lieber mit Kümmel, Lorbeer, Bohnenkraut und Fenchel würzen oder nach dem Essen einen Kräutertee trinken, anstatt einen Schnaps zu servieren."
Was der Verdauung noch helfen kann, sei ein Spaziergang an der frischen Luft.
Also: erst speisen, dann spazieren.
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