Münchens Küste
Es gibt im Schlachthof einen Ort, der riecht nach Hafen, nach salzigem Meer und Fisch. Nur die Kälte mag nicht zu dem Geruch passen, der an sonnenverwöhnte Küstendörfer erinnert. „Nicht mehr viel da, fast alles leer gekauft heute“, sagt Georgios Papazof und schließt die Tür zu seiner Schatzkammer wieder. Im Kühlraum lagert Fisch aus der ganzen Welt, Steinbutt und Seeteufel, Loup de Mer und Langusten. „200, Ach, mindestens 300“ gute Restaurants in der Stadt beliefert Papazof mit seinem Fischgroßhandel, den er seit 38 Jahren im Schlachthof führt.
Ein Lokal, das wollte er immer, aber als Wirt ist man abends nicht daheim, und die Kinder waren klein. Also eröffnete er die „Fischtaverne Papazof“ im Schlachthof erst vor vier Jahren, die Kinder sind groß, zwei der drei Söhne arbeiten schon im Handel mit. „Ganz einfach, nichts Besonderes“, sagt Papazof, ist sein Lokal. Weiß eingedeckte Tische, pastellige Wände, Fliesenboden; Weinflaschen in den Fensterbögen und schwarz-weiß-Aufnahmen von alten Griechen und pittoresken Fischerbooten an der Wand.
Rustikalen Charme verströmt der Wirtsgarten mit Blick auf die Ziegelbauten des Schlachthofs, nächsten Sommer will der Wirt für seine Gäste eine richtige kleine Terrasse bauen. All das ist aber nicht so wichtig. Hier zählt, was auf die Teller kommt. Ein Szenelokal sollte die Taverne nie sein, „ich bin berühmt für meine Frau, das reicht“, sagt Papazof. „Ich will nur guten Fisch verkaufen.“
Was der Kühlraum hergibt, landet auf der Tageskarte. Ein Thunfischcarpaccio, so zart, dass die Zunge es zerdrücken kann (8,50 Euro), oder Oktopus (7,90), zur Perfektion gegrillt wie Dorade (13,90), Babylangustenschwänze (38,90) oder Seeteufelsteaks (18,90). Saftig gehalten durch eine feine Griesschicht, ein wenig Olivenöl und Zitrone, Salz und Pfeffer dazu. Feines weißes Fleisch, das im Mund zerfällt.
Vielleicht noch ein Pitabrot, bissfestes Gemüse oder ein Tomatensalat mit roten Zwiebeln. Mehr braucht es nicht. „Ein Fisch lebt von seiner Natur“, sagt Georgios Papazof. Fisch will nicht in Soßen schwimmen, nur frisch muss er sein. „Mittlerweile sind die Gäste neugieriger geworden, trauen sich auch an ungewohntere Fische ran. Da hat sich was getan“, sagt Papazof. „Ich wünsche mir, dass München eine Fischkultur bekommt wie sie eine Stadt mit Hafen hat.“
Zenettistraße 11, Mo. bis Sa. 10 – 15 Uhr und 18 – 22 Uhr, Tel.: 72 98 94 520
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