Food-Trend will Gärtnerplatzviertel in München begeistern – in anderen Städten ist er schon ein Hit

Vier Frauen aus Bulgarien eröffnen im Gärtnerplatzviertel bald einen neuen Laden: Poushe und verkaufen dort Strudel, die man so noch nicht gesehen hat. Die AZ durfte schon einmal probieren.
von  Ruth Frömmer
Vania Naydenova kümmert sich gerade zusammen mit ihrem Mann Florian Baumgartner um die Einrichtung des ersten Poushe-Cafés in München. Eröffnet wird im April in der Klenzestraße.
Vania Naydenova kümmert sich gerade zusammen mit ihrem Mann Florian Baumgartner um die Einrichtung des ersten Poushe-Cafés in München. Eröffnet wird im April in der Klenzestraße. © Daniel von Loeper

München - Es gibt Wörter, die lassen sich nicht in andere Sprachen übersetzen. "Poushe" bedeutet im bulgarischen Dialekt so etwas wie "Das Gefühl, wenn die ganze Familie zusammensitzt und gemeinsam isst".

So hat Ivanka Suter 2001 ihr erstes Strudel-Café in Zürich genannt. Sie war mal Theater-Regisseurin in Bulgarien und lebt mit ihren drei Töchtern in der Schweiz. Mit Poushe wollte sie einen Ort schaffen, der ihre ganze Familie zusammenbringt – und die Geschichte der Familie in ihrer Heimat weitererzählt. Ihre Urgroßeltern waren Zuckerbäcker und besaßen sogar eine eigene Mühle.

Poushe in München: Die drei Schwestern fahren mit Foodtrucks in ganz Deutschland auf Festivals

Suter selbst hatte bis dahin mit Backen eigentlich nicht viel am Hut. "Aber sie hat schnell gemerkt, dass sie das sehr gerne macht", sagt ihre Tochter Vania Naydenova. Inzwischen betreibt die Familie auch Läden in Stuttgart, Augsburg und Regensburg. Im April kommt ein neuer in München dazu. Außerdem fahren die drei Schwestern mit ihrem Foodtruck auf Festivals in ganz Deutschland und verkaufen ihre Strudel.

Im Gegensatz zu großen Franchise-Betrieben werden die süßen und herzhaften Strudel von Poushe alle von Hand gebacken. Vania Naydenova ist die Jüngste der Suter-Töchter und kümmert sich gerade zusammen mit ihrem Mann Florian Baumgartner um die Einrichtung des ersten Münchner Poushe-Cafés in der Klenzestraße.

Wenn man sie nach ihren Strudeln fragt, fängt Naydenova sofort an, von ihren Großeltern in Bulgarien zu erzählen. "Sie haben viel gebacken. Bei ihnen gab es immer Mehlspeisen", schwärmt die 35-Jährige.

"Den blumigen Strudel wickeln? Wirklich sehr kompliziert"

"Unsere Strudel sind ein absolutes Familien-Produkt." Das Rezept der Großeltern hat das Frauen-Quartett übernommen und modern interpretiert. Wer also die blumig geformten Strudel sieht und meint, das wäre eine bulgarische Eigenheit, der täuscht sich.

Die Wickeltechnik der Strudel ist eine Eigenkreation der Familie.
Die Wickeltechnik der Strudel ist eine Eigenkreation der Familie. © Daniel von Loeper

"Diese Wickeltechnik haben wir uns selbst ausgedacht", erzählt Naydenova stolz. Und sie bleibt ein Familiengeheimnis. "Das ist wirklich sehr kompliziert", bestätigt ihr Mann Florian Baumgartner, "das kann niemand einfach so nachmachen." Und darum produzieren die drei Schwestern alles alleine und von Hand. Durch ihre spezielle Technik werden die Strudel oben noch knuspriger, bleiben innen aber saftig. Der Teig ist ein ganz normaler Strudelteig, allerdings wird er ohne Butter gebacken, stattdessen mit Sonnenblumenöl.

Rund acht Euro kostet ein Strudel. Die süße Variante gibt es mit Apfel-Zimt, Apfel-Caramel, Mohn-Quark, Waldbeeren-Mix und mehr. Saisonal kommen immer wieder neue Varianten dazu, zum Beispiel mit Erdbeeren. Wer sie im Café isst, bekommt eine Vanillesoße dazu serviert. Aber auch ohne Soße schmecken die Strudel sehr gut, knusprig, saftig und keinesfalls zu süß. "Wir verwenden die Zutaten so, wie sie sind", sagt Naydenova, "und bleiben beim Grundrezept." Konservierungsstoffe braucht es da nicht.

Neues Café in der Klenzestraße: Buchweizen-Mehl verleiht den Strudeln eine nussige Note

Der Kaffee kommt von der Kölner Kaffeerösterei Van Dyck. Die herzhaften Strudel werden mit Buchweizen-Mehl gebacken, was ihnen eine fein nussige Note gibt. Die AZ durfte sie schon probieren in den Sorten Spinat-Feta und Linsen Curry. Beide machen angenehm satt, ohne zu beschweren. Die ganz leicht scharfe Linsen-Curry-Variante schmeckt besonders fein.

Auch das Poushe-Logo ist originell und persönlich. Naydenovas Schwester hat es selbst gezeichnet. Es zeigt die heilige Barbara, die Schutzpatronin der Bulgaren. Statt eines Schwerts hat die Heilige im Logo einen Mörser in der Hand. Noch dauert es ein bisserl, bis alles fertig ist am Gärtnerplatz. Aber die Nachbarn freuen sich schon auf den neuen Strudel-Laden. Ein paar Meter weiter in der Klenzestraße, im Fink's, stehen nur Knödel auf der Karte. Das könnte der Beginn einer wunderbaren Strudel-Knödel-Freundschaft werden.


Poushe, ab April 2024 in der Klenzestraße 30.

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