Mondlandung mit Ton

In dieser AZ-Serie stellen wir Lokale vor, in denen noch Bands auf der Bühne stehen. Heute: Die Jazzbar Vogler
Laura Kaufmann |
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Das Gesicht des Lokals: Thomas Vogler steht jeden Abend selbst hinter dem Tresen, seit 14 Jahren mittlerweile.
Petra Schramek 2 Das Gesicht des Lokals: Thomas Vogler steht jeden Abend selbst hinter dem Tresen, seit 14 Jahren mittlerweile.
Zuhören, entspannen, genießen: Gäste der Jazzbar Vogler.
Petra Schramek 2 Zuhören, entspannen, genießen: Gäste der Jazzbar Vogler.

Thomas Vogler ist eigentlich kein Typ, der mit großen Vergleichen um sich wirft. Aber: „Eine eigene Jazzbar, das war für mich ein Traum – einer, wie ihn wohl jeder hat. Jedoch so wahrscheinlich wie ein Flug zum Mond für mich.“ Aber Vogler, gerade 30 Jahre, hatte keine Lust mehr auf Marketing. Und ging die Sache pragmatisch an: „Ich hatte null Gastro-Erfahrung und kannte keinen einzigen Musiker – aber wenn die Traum-Verwirklichung daneben gegangen wäre, hätte ich immer noch genug Zeit im Leben übrig gehabt, das Desaster in den Griff zu kriegen.“

14 Jahre später, keine Spur von Desaster. Vogler kommt kaum zum Aufschauen, er rennt hinter dem langen Tresen auf und ab, schenkt Weingläser ein, mixt Cocktails. Alle Sitzplätze der Bar in der Rumfordstraße sind belegt, viele lehnen an der Wand. Die Stimmung ist entspannt. Eine junge Geburtstagsrunde sitzt beisammen, ein Pärchen wickelt einträchtig Pesto-Spaghetti auf die Gabeln, Freundinnen stoßen an der Bar mit Martinis an. Andere sitzen einfach da und hören dem Ecco Meineke Quartett zu.

Ein Kronleuchter hängt über der Bühne, der Pianist ist in rotes Licht getaucht, den Sänger leuchtet ein gelber Spot an. Nat King Cole steht heute auf dem Programm, und Sänger Ecco DiLorenzo verteilt zwischendurch Minzschokolade im Publikum. Nötig hat er die süße Bestechung nicht, die Gäste sind sehr angetan von der Performance.

6 Euro Eintritt haben sie bezahlt, so viel kostet das Vogler an Wochenenden. Für die Jam-Session am Montag sind 4 Euro fällig, die anderen Abende kosten nur 2 Euro. Zu Essen gibt es Gerichte, die schnell gehen und fein schmecken, die berühmten Spaghettini mit Voglers hausgemachtem Pesto etwa (6,90 Euro), oder mit Tomaten-Gorgonzola-Sauce oder Tomaten-Wildschweinragout (6,90/7,90 Euro), dazu ein paar Knabbereien.

Die Barkarte ist so abwechslungsreich wie die Gäste der Jazzbar, von Bier (Spaten Helles 0,25 für 1,80 Euro/0,5 für 3,50) über Säfte und Bionade über Gimlet und Mojito (7,70); 17 Whiskeysortensind dabei und die Flasche vom Larmandier Grand Cru Champagner für 65 Euro. Thomas Vogler steht jeden Abend hinter dem Tresen und schenkt aus. Hört die Künstler spielen, die er engagiert hat.

Gerade eben erst, Anfang Januar, hat er ein Benefizkonzert in seiner Bar organisiert, „Jazz gegen Rechts“: 3200 Euro sammelte er so für die Hinterbliebenen der von Neo-Nazis ermordeten Münchnern Münchner Habil Kilic und Theodoros Boulgarides. Ganz ohne pathetische Worte. Und so lange es Spaß macht und die Mundwinkel nicht anfangen zu hängen, wird er weiter hinter dem Tresen stehen. Hoffentlich sehr lange.


Rumfordstraße 17, Mo. bis Do. 19 – 1 Uhr, Fr./Sa. – 2 Uhr, jazzbar-vogler.com, Tel.: 29 46 62

 

 

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