Mia müssen leider draußen bleiben

Wer die Wiesn nicht mag und trotzdem gern feiern geht, ist in München schlecht beraten dieser Tage. Edeldisco oder Elektroladen: Die Gäste sind in Tracht gewandet, und in ihren Mägen schwappt beim Tanzen schon die ein oder andere Maß umher. Ein Entkommen gibt es unweit der Theresienwiese – in der Marsstraße.
Dort zieht das „Café Kosmos“ an der Ecke Dachauer Straße seit vier Jahren ein Trachtenverbot zur Wiesnzeit durch. Mit der Lederhose kommt hier keiner rein, was zur Folge hat, dass in dem sonst gerammelt vollen Laden auch mal ein Sofa-Plätzchen frei sein kann.
Chef Florian Schönhofer macht dafür einiges mit. Als Nazi und Rassist haben ihn die Abgewiesenen schon beschimpft, letztes Jahr trug er ein Veilchen davon. Nicht-Wiesn-Gänger finden’s super und trinken unbehelligt ihr Astra am Tresen.
Dieses Jahr haben sie ein paar Hausnummern weiter sogar die Möglichkeit, trachtenfrei tanzen zu gehen: Die „Sauna“, der kleine Bar-Club von den Bremerhavener Brüdern Till und Ole Wierk, hat ein ähnliches Plakat wie das Kosmos an der Tür: „Aufgrund hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen über 50 Grad kann es bei einem Saunabesuch in Dirndl oder Lederhosen zu gesundheitlichen Problemen kommen“, sagt da der Bademeister.
„Wir bleiben uns treu“, sagt Ole Wierk. „Hier hängen Schiffsglocken rum und der Laden ist aus alten Brettern zusammengenagelt. Es sieht hier aus, wie Läden in Bremerhaven aussehen.“ Und Lederhosen, die gibt’s in Bremerhaven nun mal nicht.
Außerdem ist die Sauna nicht besonders groß. „Wenn von 150 Leuten im Raum 120 das gleiche anhaben, dann gibt das ein komisches Bild, so schafherdenmäßig. Das ist das Gegenteil von individuell.“
Mit der Abwehrhaltung gegenüber den Wiesn-Gängern tut Wierk sich noch schwer, denn natürlich standen vor der Sauna am Samstag Trachtler vor der Tür. Und die wurden sauer. Dabei haben die Wierks nichts gegen die Wiesn, gehen selbst gern raus, zwei, drei Mal vielleicht. „Es gibt einfach After-Wiesn-Partys en masse in der Stadt“, sagt Ole. „Wir wollen den Leuten eine Alternative bieten. Vielleicht möchte ja jemand seinen Geburtstag ohne Tracht feiern.“
Gefeiert wird in der Sauna mindestens so ausgelassen wie im Festzelt, zu den Hits von Salt’n’Peppa bis zu den Spice Girls, Hauptsache, es macht Spaß. Ole Wierk legt auf, sein Bruder schenkt aus. „Wir ziehen zu Karneval keine Pappnase auf – und wir werden zum Oktoberfest kein After-Wiesn-Club“, sagt Ole Wierk. In der Marsstraße wird gefeiert. Einfach so. Und nach der Wiesn sind auch Trachtler wieder willkommen. Im Café Kosmos wie in der Sauna.
Café Kosmos, Dachauer Straße 7, www.cafe-kosmos.de;
Sauna, Marsstraße 22, Mi. – Sa. ab 22 Uhr, Eintritt 3/5 Euro, www.s-a-u-n-a.de