Maschen zum Macchiato

München - Strickcafés werden hierzulande Trend – bei Kaffee und Kuchen fertigen die Gäste Schals und Socken. In München gibt es dafür nur einen Ort: das „Lanaiolo“ in der Rosenheimer Straße
Jeder bekommt gern Komplimente für sein Outfit. „Wenn man dann antworten kann, das hab’ ich selbst gestrickt – das macht schon stolz“, sagt Katharina Ritter. Sie ist die Chefin von Münchens einzigem Strickcafé „Lanaiolo“: Hier wird Wolle verkauft, klappern Frauen (und ja, auch Männer) mit Nadeln, während sie einen Latte Macchiato oder ein Glas Milch trinken und zwischendurch Erdbeertörtchen naschen.
Vor drei Jahren verwandelte Ritter ihr Versicherungsagenturbüro in der Grillparzerstraße in einen Wollladen mit Café, vor ein paar Monaten zog das Lanaiolo um in die Rosenheimer Straße. „Ein Strickcafé wollte ich schon immer haben – wir kochen nicht großartig. Mittags gibt es Kleinigkeiten wie Semmelknödel mit Pilzen oder Quiche Lorraine mit Salat“, sagt Ritter, „sonst stinkt die Wolle ja.“
Kuchen gibt es dafür mindestens drei. Was Cremiges, was Fruchtiges (jeweils 2,50 Euro). Selbstgebacken, ohne Zusatzstoffe. Mit der gleichen Philosophie kauft die Chefin auch ihre Wolle ein: „In allen Wollen ist möglichst wenig Kunststoff drin, und sie sind in Europa produziert.“ Weiche Baby-Alpaka, reine Naturwolle, Merino – bunt stapeln sich die Knäuel in schlichten schwarzen Regalen an der Wand des großen Raumes.
Eine Fernsehsendung hat Anfang des Jahres sogar im Lanaiolo gefilmt, Strickcafés zum Trend des Jahres ausgerufen. „Es kommen immer mehr junge Leute“, sagt Katharina Ritter. Junge Mädchen von zehn, dreizehn Jahren, die strickende Promis in Internetblogs gesehen haben – „mit denen stricke ich natürlich eher Kleider für ihre Barbies als Topflappen“, sagt Ritter – bis zu betagteren Damen, die bei ihrem Lieblingshobby entspannen.
Wer Hilfe braucht, bekommt sie auch. Vor Weihnachten verwandelte sich das Lanaiolo in ein einziges Wollknäuel: Stricken für die Liebsten, wie etwa die Geschäftsfrau, die zwischen Büro und Flug nach London am Pulli für den Freund arbeitete. „Etwas Selbstgemachtes ist wieder was wert“, sagt Ritter.
Natürlich kommen viele Stammgäste, und auch Fremde kommen schnell miteinander ins Gespräch: Das Gesprächsthema liegt ja buchstäblich auf der Hand. Rechtzeitig anmelden sollte man sich für die lange Stricknacht – die nächste ist am 28. Januar. Dann drängen sich die Handarbeit-Begeisterten um das Antipastibuffet (kleiner Teller 8, großer 14 Euro) und stricken später um die Wette. „Das Schöne daran ist, dass man etwas Einzigartiges trägt“, sagt Katharina Ritter. „Und sagen kann: Hab’ ich selbst gestrickt!“
Infos zum Lokal
Rosenheimer Straße 79, Mo. bis Fr. 9 – 19 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr, www.lanaiolo.de, Telefon 41074388