Kochbuch "Shalom Kitchen" von Florian Geibs: Der kulturelle Mix macht's

München - "Die Rezepte in diesem Buch sind eine einzige kulturelle Aneignung", provoziert die Regisseurin Doris Dörrie den Gastronomen Florian Gleibs am Mittwochabend bei dessen Kochbuch-Vorstellung im Jüdischen Gemeindezentrum am St.-Jakobs-Platz.
Jüdisch kochen – ohne Dogma
Aber schon der nicht ganz ernst gemeinte Buchtitel "Shalom kitchen – Jetzt noch schnell Jude werden" lässt ahnen: Florian Gleibs hat kein streng koscheres Kochbuch geschrieben. Die Gerichte sind ein bunter Mix aus arabischer, israelischer und jüdischer Küche. Sogar Schalentiere, Schnitzel und Burger findet man im Rezeptteil.
Die Geschichte einer multikulturellen Familie
Und weil Kochen eben ganz viel mit Kultur zu tun hat, möchte Gleibs mit seinem Buch "eine Art humorvolle Entkrampfung des Verhältnisses zwischen Juden und Nichtjuden" bewirken. Daran arbeitet der Sohn einer jüdischen Mischpoke, wie er seine Familie liebevoll nennt, schon fast sein ganzes Leben lang. Im Buch erzählt er die Geschichte seiner Vorfahren und vor allem seiner über alles geliebten Großmutter, die er nie anders als kochend erlebt hat.

Von Oma zum Kochen inspiriert
Sie stammte ursprünglich aus Bagdad und musste in den 1950er Jahren, wie viele Menschen jüdischen Glaubens aus arabischen Ländern, nach Israel fliehen. Ihre Art zu leben und zu essen brachten alle dort hin mit.
"So schrecklich sich diese ganze Flucht nach Israel anhört, umso schöner ist es, dass man sieht, wie sich so viele unterschiedliche Kulturen vermischen können", sagt Gleibs, der selbst zum Teil in Israel in die Schule gegangen ist. Seine Familie ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen verschiedener Kulturen. Wenn gemeinsam gegessen wurde, brachte jeder etwas mit, der Tisch stand voller Schüsseln, und es wurde fröhlich geteilt.
Schmock: Ein Lokal mit im weitesten Sinne jüdischer Kost
Florian Gleibs selbst ist mit 17 Jahren in die Gastronomie eingestiegen, zunächst als Spüler in einem Schwabinger Lokal. 1999 eröffnete er dann sein erstes eigenes Lokal, das Schmock in der Augustenstraße.
Anders als heute waren seine bunten Meze-Teller damals noch Neuland für die Münchner. Auch das Prinzip Teilen verstanden seine Gäste damals noch nicht so recht und wollten lieber Gerichte für sich selbst bestellen.
Das Schmock in der Maxvorstadt gibt es nicht mehr, dafür betreibt er es als Gaststätte des neuen Volkstheaters weiter. Auch dort findet man einen wilden Mix aus israelischen, arabischen und jüdischen Rezepten, aber ohne Dogma, wie er betont. Wem das Theater zu weit weg ist, der probiert sich einfach am eigenen Herd aus.