Klößchen, made in Taiwan

Wenn Chinkuo Wu kocht, erinnert das an Ang Lees Kinofilm „Eat drink man woman“ von 1994. Er erzählt die Geschichte eines Vaters, einem verwitweten Meisterkoch, seiner drei Töchter und der taiwanesischen Kochkunst. Stundenlang hätte man im Kino Herrn Zhu noch beim sorgfältigen Zubereiten unterschiedlichster Gänge in seinem Haus in Taipeh in Taiwan zusehen können – wie schade, dass man die aufwändigen Gerichte nicht kosten konnte.
Das lässt sich jetzt nachholen. In einem kleinen Imbiss-Restaurant in der Adalbertstraße. Das Anfang Oktober eröffnete Akuo ist das einzige Lokal in München, das taiwanesische Küche anbietet.
Zugegeben, die Einrichtung aus dunklen Holztischen und Polsterstühlen wirkt eher zweckmäßig als gemütlich. Aber erstens ist Gemütlichkeit sowieso ein mitteleuropäisches Phänomen und zweitens geht es hier ums Essen. Und das ist so vorzüglich, dass das Drumherum zweitrangig wird.
Schaut man nun Herrn Wu, der seit zwanzig Jahren in Deutschland lebt und vorher in Taipeh als Koch arbeitete, in seiner offenen Küche beim Schnippeln und Braten zu, ist klar, dass hier alles frisch zubereitet wird. Die Spezialität des Hauses: „Xiao Long Bao“ (10 Stück, 8 Euro), gekochte und gebratene Teigtaschen. Die kleinen, kunstvoll geformten Klöße sind mit Schweinefleisch, Frühlingszwiebeln und Chinakohl gefüllt.
Zu diesen „taiwanesischen Ravioli“ passt der Dip aus Sojasauce mit Chili, Knoblauch, Frühlingszwiebeln und Koriander. Selbst die Klößchen mit Schweinefleisch und Wasserkastanien in der Wantan Suppe sind selbst gemacht. „Am Samstag, wenn wir frei haben, bereitet mein Mann an die tausend Teigtaschen zu Hause zu“, sagt Yanzhen Pan stolz. Das dauert den ganzen Tag.
Zeit scheint ohnehin ein wesentlicher Faktor der taiwanesischen Küche zu sein. So köchelt das Schweinefleisch-Gericht mit fünf traditionellen Gewürzen (normal: 4,80 Euro, XXL: 6,80 Euro) fünf Stunden lang, bevor es auf den Teller kommt. Das mürbe Bauchfleisch duftet wunderbar nach Stern-Anis, Nelken, wildem Pfeffer, Fenchel und Zimt. Erwähnt werden sollte an dieser Stelle, dass im Akuo nur natürliche Zutaten, keine Zusatzstoffe verwendet werden.
Die große Eiernudel-Suppe zum Beispiel mit frischen Calamari, Karotten, Morcheln und Sojabohnen (8,20 Euro) verdankt ihre fruchtig-würzige Note schwarzem Essig, einer Spezialität Taiwans. Dieser Essig wird oft als asiatischer Balsamico bezeichnet. Bevor Frau Pan und Herr Wu das Akuo eröffneten, betrieb das Paar viele Jahre das taiwanesische Lokal „Formosa“ in Riem. „Die Portugiesen bezeichneten Taiwan einst als ,Ilha Formosa' – schönen Insel“, sagt Frau Pan.
Aber auch Akuo hat eine Bedeutung: „Das ist der Spitzname meines Mannes“. Ins Akuo im Uni-Viertel kommen nun viele Studenten, Büroangestellte und auch Taiwanesen. Letztere freuen sich, endlich den Geschmack ihrer Heimat auch in München wiederzufinden.
Adalbertstraße 32, Mo. bis Fr. 11 –21 Uhr, So 12 – 21 Uhr, Tel.: 39 29 90 06