Isis Kneipe im X-Cill
Nicht mehr lange, und der Häuptling von Münchens wildestem Feierladen sperrt den Nachfolger in der Sonnenstraße auf
München - Es sind fast philosophische Worte, die der Häuptling von sich gibt. „So lange ich lebe, wird das X-Cess sein“, sagt Ismail „Isi“ Yilmaz. „Ich will, dass es so eine Kneipe gibt in der Stadt, eine, wo alle frei sind, jeder seine Musik spielen kann.“
Noch nicht ganz ein Jahr ist es her, da musste sein legendärer Laden in der Jahnstraße zusperren – die Anwohner hatten gewonnen. Isis Bubis und Süssies, wie er seine Gäste nennt, sahen dem Ende einer Ära entgegen. Das Geschiebe und Gedrängel in dem kleinen Raum, bis die ersten auf die Bar kletterten, acht Jahre exzessives Feiern – alles aus?
Nicht mit Isi. Jetzt steht er, Schiebermütze auf den Kopf, auf der Baustelle, die bald das neue X-Cess wird. Gegenüber vom Harry Klein, in einer Passage der Sonnenstraße. „Am 15.Mai war unser letzter Abend“, sagt Isi, „ich mach’ auf jeden Fall vor dem 15. Mai auf.“ Noch liegen Bohrmaschinen auf nacktem Asphalt, die Wände des ehemaligen Internetcafés sind kahl, aber immerhin: Das Kneipenschild hängt.
Und in einer Woche sollen sich die DJs auch wieder in ihre Liste eintragen können. Genau wie früher will es Isi haben, so gut das eben geht: „Außen Puff, innen Hölle – eng, voll und scheußlich.“ Das neue X-Cess hat ein zweites Stockwerk, eine Treppe führt hoch zu den Toiletten und theoretisch wäre da ein zweiter Raum – aber den will Isi als Lager.
Größer als früher mag er nicht werden, das X-Cess soll seinen engen Schmuddel-Charakter behalten. Die Bar wird gegenüber vom Eingang liegen, das DJ-Pult unter die Treppe kommen. „Höchstens fünf Quadratmeter mehr als früher“, schätzt Isi. „Sofas bringe ich hier nicht unter.“
Dafür wird es Sitzbänke geben entlang der Schaufenster, von denen aus man die Warteschlange des Harry Klein im Blick hätte. Aber spätestens gegen zehn, halb elf werden wieder rote Samtvorhänge fallen, damit sich das vogelwilde Feiervolk im X-Cess unbeobachtet gehen lassen kann.
„Irgendwo muss man die Sau rauslassen, aber friedlich – das war immer das Konzept vom X-Cess.“ „X-Cess im X-Cill“ will der Häuptling an die Scheiben schreiben: „Aus unserem alten wurden wir ja vertrieben.“ Seine erste große Liebe wird die ehemalige Dönerbude in der Jahnstraße bleiben. Jetzt juckt es ihn in den Fingern, die Neue anzugehen.
Die Abende ohne X-Cess waren lang, „traurig.“ Schallschutztüren sollen die neue Liebe beschützen, und Anwohner sind hier weiter weg. Täglich löchern Isi die Leute, wann es los geht, immer wieder hat er die Eröffnung verschoben. Ein Sonntag soll es sein, weil der letzte Abend auch ein Sonntag war.
Genaues weiß er noch nicht und verrät es auch nicht: „Die rennen mir doch die Bude ein. Machen sie wohl so oder so, und das ist auch gut – dann sieht das X-Cess nach zwei Wochen nicht mehr so arg neu aus. Sondern scheußlich wie früher.“
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