Indische Metamorphose
Als Wirtshaus geplant, als indisches Restaurant eröffnet: Das Waldeck wandert auf dem Grad der Kulturen.
Man glaubt gar nicht, wie nah sich die bayerische und die indische Kultur sind. Denn wie es aussieht, braucht man nicht mehr als ein paar brokatbestickte Sitzkissen, um aus einem Wirtshaus ein indisches Restaurant zu machen.
In Obergiesing ist das jüngst in dieser Art geschehen. Das Waldeck am Ostfriedhof war ursprünglich als bayerische Schänke geplant, mit dunklem Holz, einer langen Bar und einer urigen Zapfanlage. Der Münchner Großgastronom Dirk Ippen hatte in der Sankt-Martin-Straße im Erdgeschoss eines renovierten Bürokomplexes eigentlich eine moderne Gaststätte geplant. Doch dann standen, noch während der Innenausbau lief, plötzlich die Leute vom Sangeet vor der Tür. Eine Einladung und ein paar Naan-Brote später war das Waldeck zu einem indischen Restaurant geworden.
Ippen hat sich vor allem mit der mexikanischen Lokalkette Pappasitos einen Namen gemacht. Mittlerweile betreibt er eine ganze Menge Restaurants, vor allem italienische und bayerische. Einen Inder gab es in seinem Imperium bislang nicht. „Aber das Essen im Sangeet war so gut”, erzählt er, „dass die Kooperation schnell beschlossen war.”
Das indische Wirtshaus heißt nun offiziell „Suhag im Waldeck”. Ippens Partner dort ist Oyhidull Islam, der in der Brienner Straße eben das besagte Sangeet betreibt, in Schwabing dazu das Sangam. Der pure Zufall wollte es, dass die Decke im Waldeck schon golden gestrichen war. Der orientalische Einschlag war also schon vorhanden. Neben den bestickten Sitzkissen bedurfte es nur noch ein paar gewebter Wandbilder und einiger Buddhastatuten – schon war die Metamorphose fertig. Aus dem bayerischen Wirtshaus war ein indisches Restaurant geworden.
Im Suhag im Waldeck gibt es nun die gleiche Küche wie im Sangeet und im Sangam, Tandoori-Chicken und andere indische Spezialitäten aus dem Lehmofen. Mittags gibt es Tagesgerichte bereits ab 5,90 Euro – und abends ab und zu auch mal ein Gstanzl. Ganz raus ist die bayerische Kultur aus dem Waldeck nämlich noch nicht: Am rechten Ende des Lokals befindet sich eine kleine Bühne. Darauf, so stellt sich Ippen das vor, könnten ab und zu auch mal Mundart-Bands spielen.
Sankt-Martin-Straße 58, täglich 11-1 Uhr, Tel. 64 94 50 50