In dubio pro Rührei

Ken Holland hat mal Jura studiert. Doch statt Anwalt zu werden, kocht der 38-Jährige in Bogenhausen lieber bodenständige Gerichte.
von  Florian Zick

Ken Holland hat mal Jura studiert. Doch statt Anwalt zu werden, kocht der 38-Jährige in Bogenhausen lieber bodenständige Gerichte.

Wie sein Büro wohl ausgesehen hätte? Vielleicht hätte er einen schweren Mahagoni-Schreibtisch gehabt. Vielleicht wäre sein Diplom an der Wand gehangen. Vielleicht wäre im Vorzimmer auch eine Sekretärin gesessen. Aber es ist ja alles ganz anders gekommen.

Ken Holland hat mal Jura studiert, später dann noch Wirtschaft und Management. Beides hat er jedoch abgebrochen. Statt in einer noblen Kanzlei zu arbeiten, steht er nun jeden Tag in einer winzigkleinen Küche, kaum größer als ein Mahagoni-Schreibtisch. Aber der 38-Jährige fühlt sich darin wohl.

„Es kommt der Punkt, da fragst du dich: Ist das wirklich der Job, den ich die nächsten 30 Jahre machen will”, erzählt Holland. Anwalt sein, Schriftsätze verfassen – das war nicht Seins. Schon während des Studiums hat er in ein paar Lokalen ausgeholfen. „Da habe ich schnell gemerkt, dass ich das viel lieber mache.”

Holland hat sich dann im Sheraton-Hotel zum Koch ausbilden lassen. Später hat er für Stefan Marquard im Bayerischen Yacht-Club in Starnberg als Küchenchef gearbeitet. Nun ist er selbstständig. In Bogenhausen betreibt Holland ein kleines Tagescafé mit Mittagstisch.

Hinter der Häuserzeile mit Hollands Lokal beginnt ein Villenviertel. Riesige Grundstücke dominieren das Straßenbild. Wer dort wohnt, hat definitiv Geld. „Aber auch der Bogenhauser geht mittags am liebsten für einen Fünfer essen”, sagt Holland. „Wenn ich da mal Burjate für 12,50 Euro anbiete, schlucken die Leute hier schon.”

In seinem hundertzweiundzwanzig bietet Holland deshalb vor allem einfache Gerichte an: Jeden Tag eine Suppe für 5,50 Euro und einen Hauptgang um die sieben, acht Euro: Rindergulasch mit Spätzle, Königsberger Klopse oder Gnocchi in Salbeibutter.

Als Holland den Laden übernommen hat, hat er einfach noch einen Kronleuchter aufgehängt und sofort losgelegt. Gestalten konnte man auch nicht besonders viel, bei den 20 Quadratmetern, die der Raum zählt. Bereut hat Holland seinen Schritt bislang jedenfalls nicht. Gut, als Anwalt hätte in er manchen Monaten das Dreifache von dem verdient, was er jetzt einnimmt. Aber seine kleine Küche ist Holland bedeutend lieber als ein Mahagoni-Schreibtisch.

Ismaninger Straße 124, Mo. 9-17 Uhr, Di. bis Fr. 8-17 Uhr, Tel. 98 09 13

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