Im Weißwurstwinkel

Die Gäste am Schlachthof speisen an der Quelle. In der „Gaststätte Grossmarkthalle“ stellt der Wirt die Würstl noch selbst her
von  Claudia Schuh
Familientradition: Schon der Vater des Wirts hatte die Gaststätte gepachtet.
Familientradition: Schon der Vater des Wirts hatte die Gaststätte gepachtet. © Sigi Müller

Einfache Holztische, holzvertäfelte Wände und im Eck der Herrgottswinkel: Das Gasthaus Großmarkthalle, 2008 liebevoll saniert, sieht noch genauso aus wie vor 40 Jahren, mit der gleichen, traditionell-gemütlichen Atmosphäre. Insofern ist Ludwig Wallners Lokal ein schützenswertes Wirtshaus-Biotop. Bei Wallner treffen die Arbeiter der Großmarkthalle auf Angestellte der umliegenden Büros und auf Gemüsehändler – und bei allen kommen vormittags die warmen Weißwürste auf den Tisch.

Nach zwölf Uhr dann Kalbsbeuscherl mit Semmelknödeln (5,80 Euro), Kalbsbratwürste (4,70) oder ein Schweinebraten (8,80). Der Kartoffelsalat kommt hier nicht aus dem Eimer, er wird selbst gemacht. „Des schmeckt halt anders“, sagt Hausherr Wallner. „Mir ham Zeit, bei uns kimmt alles frisch auf’n Tisch. Des Fleisch krieg’ ich täglich aus der Schlachterei.“ Ludwig Wallner ist gelernter Metzger. „Wie mein Vater und mein Großvater auch.“

Er hat das Wirtshaus 1987 vom Vater übernommen, der das Lokal davor schon fast zwanzig Jahre gepachtet hatte. „Wir sind eine von den letzten in der Stadt, die die alte Metzger-Tradition noch fortführen“, sagt Wallner, sein ganzes Gesicht strahlt dabei. Wallner lacht ohnehin gern und als Gast merkt man sofort, dass er sein Lokal mit Leib und Seele führt.

„Meine Schwester Gabi steht am Büfett und ohne die Mama Luise – a klasse Frau – würd’ hier nix laufen. Aber auch die Angestellten, die sind schon so lang da, die gehören quasi schon zur Familie.“ Im Keller ist die Metzgerei. Da steht Wallner jeden Morgen mit Schirmmütze, weißer Metzgerkluft und Gummistiefeln. Das Rezept hat er vom Großvater, die Würste macht er nur aus gutem Kalbsfleisch.

Kaum eine Münchner Gaststätte produziert ihre Würste noch selbst. „Des gibt’s höchstens noch aufm Land“, glaubt Wallner. Wer will, kann frische Würste auch kaufen, im Straßenverkauf ab sieben Uhr. Dann kommen die ersten Gäste, die fragen: „San die Würscht’ scho heiß?“ An die Zwölf-Uhr-Regel hält man sich nicht unbedingt. Wenn Bayern-Fans vorm Spiel oder Stammgäste nach Mittag zum Wallner kommen, stehen auf fast allen Tischen in den Stuben und draußen im Biergarten die Weißwurst-Terrinen. Dann rufen alle durcheinander: „A Weißbier, bittschön.“ Und: „An Guadn!“


 Mo. bis Fr. 7 – 17 Uhr, Sa. 7 bis 13 Uhr, Kochelseestraße 13, 764531, www.gaststätte-grossmarkthalle.de

 

 

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