Hendl-Popcorn zum Mitnehmen
Der Legende nach war es ein Student, der Friedrich Jahn (1923–1998) auf die Idee brachte, die ihn zu einem reichen Mann machen sollte. Nach der Eröffnung des (ersten) „Wienerwalds“ 1955 in der Amalienstraße sagte er: „Wissen S’, Ihna Hendlsuppn schmeckt ja net schlecht. Aber wer mag scho’ jeden Tag Hendlsuppn essen!? Könnten S’ net amal die Hendl braten?“
Das goldbraune Grillhendl wurde zum Markenzeichen eines Unternehmens, das mit seiner günstigen, bodenständigen Küche bald zur Weltmarke wurde. Anfang der Achtziger gab es rund 1000 Wienerwälder in 18 Ländern, verteilt auf vier Kontinente. Der extreme Expansionskurs forderte 1982 aber seinen Tribut, Wienerwald ging in die Insolvenz, Jahn verlor sein Unternehmen.
Nach wechselhaften Jahren kauften seine Erben 2007 die Markenrechte zurück. Seitdem versuchen sie unter der Leitung von Jahns Enkel Daniel Peitzner, das ramponierte Firmen-Image aufzupolieren. „In unserer Situation durften wir keinen Stein auf dem anderen lassen“, sagt Peitzner.
Man beschloss, der „Full-Service-Gastronomie“ (sprich: dem Restaurant-Gedanken) abzuschwören und auf eine Take-Away-Kundschaft zu setzen. Also auf Leute, die sich nach der Arbeit noch schnell ein halbes Hendl für zuhause mitnehmen. So erklärt sich auch die mittlerweile vierte neue Wienerwald-Filiale in München, die Franchise-Nehmer Hüseyin Koyun in der Verdistraße eröffnet hat – optimal gelegen auf dem Weg zur Stuttgarter Autobahn.
Wer sie betritt, denkt an amerikanische Fast-Food-Ketten. Eine Infotafel am Ende des Raumes informiert über Preise, bestellt und gezahlt wird am Tresen darunter. Die Raumaufteilung und die mit weißem Leder bezogenen Sitzgelegenheiten erinnern an jene McDonald’s-Filialen, die in den letzten Monaten neu eingerichtet wurden. Zwischen den Tischen ist hier wie dort angenehm viel Platz. 20 Gäste können im neuen Wienerwald essen, auf die Terrasse passen weitere 18.
Die frische Grün-Weiß-Optik an den Wänden und die Birkenstämme, die als Garderobe dienen, sollen die Filiale jung und dynamisch wirken lassen. Auch die Speisekarte liest sich nicht mehr so altbacken wie noch vor ein paar Jahren. „Bei Unter-30-Jährigen ist die Marke fast nicht bekannt“, weiß Peitzner. „Das wollen wir ändern.“
Darum kann der Gast neben dem obligatorischen halben Grillhendl (aus Bodenhaltung; für 4,50 Euro) nun auch Wraps bestellen (ab 3,50 Euro), einen Schnitzel-Burger (3,90 Euro) oder „Chicken Popcorn“, knusprige Hähnchenbruststücke (4,50 Euro). Neu ist der „Lieblingssalat“, den man sich aus einem Blattsalat und vier Zutaten für 5,90 Euro zusammenstellen kann. Nicht unerwähnt wollen wir auch den Energy-Drink „Flying Chicken“ lassen.
Mit dem jungen Konzept setzt Wienerwald nun wieder auf Expansion. Heuer eröffnen noch Filialen in Berlin, Lörrach und Frankfurt. In München ist vorerst keine neue geplant. Doch das wird sich bald ändern: „Ab 2014 wollen wir in die Innenstadt“, sagt Peitzner.
Verdistraße 76, täglich 10 bis 22Uhr, Vorbestellung über Tel. 8111541
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