Glücklich mit Gazpacho

Wer in der Suppenküche Gusto ein Spottlied auf den Suppenkaspar sing, wird von den Betreibern mit einem Espresso aufs Haus belohnt.
von  Florian Zick

Wer im Gusto ein Spottlied auf den Suppenkaspar sing, wird mit einem Espresso aufs Haus belohnt.

Hachja, wie war das noch gleich mit dem Suppenkaspar: „Nein, meine Suppe ess' ich nicht” soll der immer wieder gesagt haben. Allerdings ist ihm das offenbar nicht gut bekommen. Denn man muss kein Germanist sein und die Werke von Heinrich Hoffmann studiert haben, um zu wissen: am fünften Tage war er tot.

In einem Lokal wie dem Gusto eignet sich der Suppenkaspar natürlich perfekt als Antiheld. Womit soll einer, der seine Suppe nicht essen will, in einer Suppenküche sonst rechnen, wenn nicht mit Ablehnung. Folgerichtig bekommt im Gusto jeder, der an der Türschwelle lauthals „der Suppenkaspar ist tot” ruft, als Belohnung dafür einen Espresso aufs Haus. Soll der Suppenkaspar ruhig auch posthum noch sehen, was er von seinen Mäkeleien hat.

Besonders viele haben es sich bislang allerdings nicht getraut, den Suppenkaspar zu verhöhnen. Seitdem Oliver Grober und Christoph Schüler ihren Laden aufgesperrt haben, war es nicht einmal ganz ein Dutzend Leute. „Einmal kam ein Pärchen rein”, erzählt Grober, „sie hat sofort gerufen, er war eher der reservierte Typ. Der hat seinen Espresso lieber bezahlt.”

Eigentlich geht es im Gusto aber weniger darum, einen Espresso abzustauben, es geht natürlich vielmehr um die Suppen: Gazpacho, Karotte-Kokos-Ingwer, Paprikacreme (3,90 bis 4,70 Euro) – da schmeckt man schon, dass alles hausgemacht ist. Dabei sind Grober und Schüler beide keine gelernten Köche. Der eine hat BWL studiert, der andere in der Reisebranche gearbeitet. „Ein Filet würden wir uns auch nicht zutrauen”, sagt Grober, „aber mit zehn Litern Suppe kann man ja auch viele Leute glücklich machen”.

Zu den Suppen gibt es im Gusto allerlei gegrillte Krustenbrote, welche mit Ziegenkäse oder einfach mit Salami (2,70-2,80 Euro). Die werden schön mit Salat angerichtet und auf einem dunklen Holzbrettchen serviert. Wer weiß: Beim Gazpacho würde der Suppenkaspar mit Sicherheit davonlaufen, aber so ein Krustenbrot – im Gusto hätte er wahrscheinlich nicht sterben müssen.

Donnersbergerstraße 34, Mo. bis Fr. 7-19 Uhr, Sa. 9-16 Uhr, Tel. 179 28 904

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