gAZtro: Die internationale Volksküche di Monaco
All jene, die schon gegen Atomkraft, Ausgrenzung oder G8 protestiert haben, kennen es, dass auf den Demos Töpfe voll mit guter Hausmannskost stehen, hinter denen gut gelaunte Leute mit großen Kellen aus großen Töpfen und Schüsseln schöpfen. Jeder Gutmensch bezahlt so viel er kann und mag. Das ist meist so reichlich wie das Essen.
Für den guten Zweck
Das Café im Sozialprojekt Bellevue di Monaco erinnert an diese sympathischen Volksküchen. Mindestens 6,50 Euro kostet das Mittagsmenü. Ehrenamtliche Helfer, die mit Geflüchteten auf der ruhigeren Empore Deutsch lernen, zahlen weniger. Die meisten Gäste aber geben zehn Euro, weil’s sowieso für den guten Zweck ist, nämlich das Kultur- und Wohnprojekt Bellevue.
Im neu eröffneten Café gibt es zwischen 12 und 14.30 Uhr vorerst von Mittwoch bis Freitag ein wechselndes internationales vegetarisches Menü, etwa aus Mali, Eritrea oder – wie am Tag des Testessens – Syrien. "Usi" heißen die mit Erbsen, Karotten und Mandeln gefüllten Yufkablätter, die zwar etwas trocken sind, aber mit dem Yoghurt-Gurken-Dip schön flutschen. Dazu ein Salat mit grob geschnittenen Tomaten, Gurken und Eisbergsalat, der in fast keinem Münchner Restaurant mehr serviert wird.
Das Essen schmeckt, als würde man bei einer Familie aus Syrien am Mittagstisch essen. Nicht, als habe man eine halbe Stunde Mittagspause, und sei bloß schnell in dieses neue soziale Café eingekehrt.
Organisiert und umgesetzt wird der Cafébetrieb mit Geflüchteten und Ehrenamtlern. Zwei Flüchtlinge sind in Ausbildung, langfristig sollen es mehr werden. Rund um den Cafébetrieb gibt es Migrationsberatung, Buchvorstellungen oder einen Foto-Workshop. Auch wer Geflüchteten Hilfe anbieten möchte oder Kontakt sucht, kann sich an das Thekenteam wenden.
Der verglaste Raum erinnert an eine schöne Mensa – nur, dass hier viele Mütter mit Kindern sind. Sie sitzen auf einfachen, hellen Holzstühlen oder in kleinen Sesselchen im Eck. Darüber schweben 50er-Jahre-Lampen. Die braucht es derzeit noch, weil um das Haus Müllerstraße 6 ein Baugerüst steht. Darunter sitzen Arbeiter und trinken Helles für 3 Euro.
In der Glasvitrine stehen wechselnde Kuchen. Der Pumpkin-Pie (2,50 Euro) mit seinem satten Orange schaut so verlockend aus, dass er noch rein muss. Natürlich süß ist der Kürbis auf dem Mürbteig, dazu eine heiße Fair-Trade-Schokolade (2,80 Euro) von Gepa. Ab 16 Uhr könnte man hier Mezze, also kalte Vorspeisen zwischen 4 und 7 Euro essen. Oder man gibt mehr. Weil’s Sinn und Spaß macht, im Bellevue zu essen.
Müllerstraße 6, Mi. bis Fr. 11 – 18 Uhr und Sa. 11 – 22 Uhr
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