Gastro-Beben in München mit Insolvenz: Zwei Traditionsgaststätten stehen vor dem Aus

Gastro-Beben in der Maxvorstadt: Der Betreiber der Alten Simpl und des Atzinger direkt an der Münchner Uni will einen Insolvenzantrag stellen. Geschlossen sind die Gaststätten bereits.
AZ |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
46  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Legendär: Der Atzinger hat Generationen von Studenten satt gemacht - nun steht er vor dem Aus.
Legendär: Der Atzinger hat Generationen von Studenten satt gemacht - nun steht er vor dem Aus. © Sigi Müller

Maxvorstadt - Gastro-Beben im Univiertel: Zwei Münchner Traditionslokale stehen vor dem Aus. Der Alte Simpl und der Atzinger sind schon seit mehreren Tagen geschlossen, Tischreservierungen auch im Internet nicht mehr möglich. Nun hat der Betreiber der bei Studenten beliebten Wirtshäuser, Wassili Galanopoulos, bestätigt, dass seine Philon Restaurant GmbH einen Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens gestellt hat. Zu den genauen Gründen wollte der Gastronom in einem Gespräch mit der "SZ" nichts sagen.

Alter Simpl und Atzinger: Kult-Gastronomie schließt

Erst im Januar solle es weitere Informationen geben. Seine Gaststätten, beide von der Spaten-Löwenbräu-Gruppe verpachtet, werden bis dahin auf jeden Fall geschlossen bleiben. Beide Lokale liegen in Uni-Nähe in der Maxvorstadt, in der Schellingstraße beziehungsweise in der Türkenstraße. Vermutlich wird die Brauerei derart gut gelegene Wirtshausstandorte nicht aufgeben.

Der Alte Simpl: Unter Studenten eine Kultgaststätte.
Der Alte Simpl: Unter Studenten eine Kultgaststätte. © Sigi Müller

Wassili Galanopulos  hatte den Alten Simpl bereits Mitte der 1990er übernommen. 2008 kam noch die beliebte Studentenkneipe Atzinger dazu.  Die damaligen Wirtinnen Gabriele Dorner und Cornelia Weiblen-Albrecht hatten das Studentenlokal „privaten Gründen“ im Mai 2008 aufgeben. Zuvor war Dorners kurz zuvor verstorbener Ehemann Georg über ein Vierteljahrhundert die Seele des Lokals. 

Gastro-Beben im Univiertel: Aus für Münchner Traditionslokale Alte Simpl und Atzinger?

Galanopulos ließ das Lokal damals in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzamt das Lokal aufwendig renovieren. Sogar ein Kirchenmaler hat die ursprüngliche Wandgestaltung wiederhergestellt. Der hatte damals der AZ erzählt: „Natürlich ist das eine Herausforderung.“ Ihm war damals wichtig: „Bodenständige bayerische Küche wird’s im Atzinger aber weiterhin geben. Wir bleiben eine Studentenkneipe.“ XXX Die Studentenkneipen mit Riesen-Schnitzel, günstigem Bier sind inzwischen allerdings nichts mehr so angesagt, wie noch in den frühen 2000ern. Damals - und natürlich auch vor dem Pächterwechsel - waren Alter Simpl und Atzinger Standard-Adressen für das Mittagessen, die Pause zwischen zwei Vorlesungen oder das Belohnungsbier nach einer wichtigen Prüfung. Aber: Die Gastro-Vorlieben der Studenten haben sich geändert und so auch das Viertel. Leichtere Küche, weniger Fleisch, vielleicht auch mehr Café-Atmosphäre statt Wirtshaus-Kultur sind angesagt. 

Münchens legendäre Simpl-Wirtin: Katherina Kobus auf einem erst kürzlich entdeckten Glas-Diapositiv.
Münchens legendäre Simpl-Wirtin: Katherina Kobus auf einem erst kürzlich entdeckten Glas-Diapositiv. © Stadtarchiv

Ungewisse Zukunft für legendäre Münchner Kultkneipen Alte Simpl und Atzinger

Dabei gehen mit dem Alten Simpl und dem Atzinger nicht nur einst beliebte Studententreffpunkte verloren. Auch Geschichtsträchtige Orte. Die legendäre Wirtin Katherina Kobus sperrte die Kneipe 1903 in der Türkenstraße 57 auf, nicht unter dem Namen "Alter Simpl", sondern "Simplicissimus". Die Genehmigung dafür hatte sie sich von dem Satireblatt, dessen ikonischen rote Dogge von Thomas Theodor Heine man bis heute kennt, extra eingeholt. Katherina Kobus avancierte zur Königin der Münchner Bohème. Später machte Toni Netzle den Simpl zu einem richtigen Promilokal. Ab den 60ern verkehrten hier Stars - auch aus Hollywood, wie Robert de Niro.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Der Atzinger wiederum ist seit den 1920er Jahren eine traditionelle Studentenkneipe, davor war hier die Kantine des Finanzamtes untergebracht, 1925 wurde eine richtige Gaststätte daraus.

Wie es nun weitergeht mit den beiden Münchner Kultkneipen? Das wird sich frühestens im neuen Jahr zeigen.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
46 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • HMJS am 01.01.2024 23:26 Uhr / Bewertung:

    Es gibt Großstädte, die von den Printmedien wie ein Tanzbär mit Nasenring durch den "freien Journalismus" gehetzt werden.
    Und die AZ spielt dabei in München seit Jahren den "schwarzen Oberdompteur".

  • Friedenstaube am 31.12.2023 13:22 Uhr / Bewertung:

    Appropos Tradtionsgaststätte: wie einfach u. gemütliche war das Tambosi bevor ein Italiener es übernommen hat: heute sind Bänder um Biergarten u. ohne Reservierung u. Tschau-Bussi-getue geht nix!

  • Mittelreich am 01.01.2024 17:03 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Friedenstaube

    Das Tambosi war ein runtergekommener Schuppen, jetzt kann man als Münchner dieses Lokal wieder besuchen ohne geneppt zu werden.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.