Gastro-Beben in München mit Insolvenz: Zwei Traditionsgaststätten stehen vor dem Aus
Maxvorstadt - Gastro-Beben im Univiertel: Zwei Münchner Traditionslokale stehen vor dem Aus. Der Alte Simpl und der Atzinger sind schon seit mehreren Tagen geschlossen, Tischreservierungen auch im Internet nicht mehr möglich. Nun hat der Betreiber der bei Studenten beliebten Wirtshäuser, Wassili Galanopoulos, bestätigt, dass seine Philon Restaurant GmbH einen Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens gestellt hat. Zu den genauen Gründen wollte der Gastronom in einem Gespräch mit der "SZ" nichts sagen.
Alter Simpl und Atzinger: Kult-Gastronomie schließt
Erst im Januar solle es weitere Informationen geben. Seine Gaststätten, beide von der Spaten-Löwenbräu-Gruppe verpachtet, werden bis dahin auf jeden Fall geschlossen bleiben. Beide Lokale liegen in Uni-Nähe in der Maxvorstadt, in der Schellingstraße beziehungsweise in der Türkenstraße. Vermutlich wird die Brauerei derart gut gelegene Wirtshausstandorte nicht aufgeben.

Wassili Galanopulos hatte den Alten Simpl bereits Mitte der 1990er übernommen. 2008 kam noch die beliebte Studentenkneipe Atzinger dazu. Die damaligen Wirtinnen Gabriele Dorner und Cornelia Weiblen-Albrecht hatten das Studentenlokal „privaten Gründen“ im Mai 2008 aufgeben. Zuvor war Dorners kurz zuvor verstorbener Ehemann Georg über ein Vierteljahrhundert die Seele des Lokals.
Gastro-Beben im Univiertel: Aus für Münchner Traditionslokale Alte Simpl und Atzinger?
Galanopulos ließ das Lokal damals in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzamt das Lokal aufwendig renovieren. Sogar ein Kirchenmaler hat die ursprüngliche Wandgestaltung wiederhergestellt. Der hatte damals der AZ erzählt: „Natürlich ist das eine Herausforderung.“ Ihm war damals wichtig: „Bodenständige bayerische Küche wird’s im Atzinger aber weiterhin geben. Wir bleiben eine Studentenkneipe.“ XXX Die Studentenkneipen mit Riesen-Schnitzel, günstigem Bier sind inzwischen allerdings nichts mehr so angesagt, wie noch in den frühen 2000ern. Damals - und natürlich auch vor dem Pächterwechsel - waren Alter Simpl und Atzinger Standard-Adressen für das Mittagessen, die Pause zwischen zwei Vorlesungen oder das Belohnungsbier nach einer wichtigen Prüfung. Aber: Die Gastro-Vorlieben der Studenten haben sich geändert und so auch das Viertel. Leichtere Küche, weniger Fleisch, vielleicht auch mehr Café-Atmosphäre statt Wirtshaus-Kultur sind angesagt.

Ungewisse Zukunft für legendäre Münchner Kultkneipen Alte Simpl und Atzinger
Dabei gehen mit dem Alten Simpl und dem Atzinger nicht nur einst beliebte Studententreffpunkte verloren. Auch Geschichtsträchtige Orte. Die legendäre Wirtin Katherina Kobus sperrte die Kneipe 1903 in der Türkenstraße 57 auf, nicht unter dem Namen "Alter Simpl", sondern "Simplicissimus". Die Genehmigung dafür hatte sie sich von dem Satireblatt, dessen ikonischen rote Dogge von Thomas Theodor Heine man bis heute kennt, extra eingeholt. Katherina Kobus avancierte zur Königin der Münchner Bohème. Später machte Toni Netzle den Simpl zu einem richtigen Promilokal. Ab den 60ern verkehrten hier Stars - auch aus Hollywood, wie Robert de Niro.
Der Atzinger wiederum ist seit den 1920er Jahren eine traditionelle Studentenkneipe, davor war hier die Kantine des Finanzamtes untergebracht, 1925 wurde eine richtige Gaststätte daraus.
Wie es nun weitergeht mit den beiden Münchner Kultkneipen? Das wird sich frühestens im neuen Jahr zeigen.
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