Franziskaner: Kein Geheimtipp - ein absoluter Klassiker

Der Franziskaner in der Residenzstraße erfreut mit Weißwurst, Braten und (teurem) Bier.
von  Thomas Müller
Kellnerin Ira und Restaurantleiter Ismael mit dem legendären Franziskaner-Leberkäse.
Kellnerin Ira und Restaurantleiter Ismael mit dem legendären Franziskaner-Leberkäse. © Daniel von Loeper

Zugegeben, in der AZ-Gastro-Rubrik "Herzenslokal" werden ja gern gastronomische Geheimtipps vorgestellt, die noch fast keiner kennt, und unbedingt wert sind, mit Heißhunger aufgesucht zu werden. Genau damit will ich nicht dienen. Eines meiner Lieblingslokale ist nämlich alles andere als ein ultimativer Geheimtipp - es ist ein absoluter Klassiker: der Franziskaner in der Residenzstraße.

Schon früh haben mich meine Eltern mitgenommen in dieses Urmünchner Reich von Leberkäse und Weißwurst - damals freilich noch ins legendäre "Poststüberl" - dieser charmant-angeranzten Nachkriegsbaracke an der Residenzstraße. Unvergessen bleiben mir die wohl genährten Damen im weißen Kittel hinter ihren dampfenden Weißwurstkesseln gleich links am stets beschlagenen Schaufenster.

Lange vorbei. Das alte Poststüberl ist einem Neubau gewichen - gemütlich ist es in diesem Teil des Groß-Lokals trotzdem. Die Patina kommt sicherlich noch. Auch wenn's, so ganz ohne Nikotin, noch Jahrzehnte dauern dürfte.

Der Hauptgrund, warum ich seit mittlerweile über 40 Jahren hier einkehre? Der Leberkäse - immer noch der beste von ganz München. Und erstaunlich preiswert: 100 Gramm kosten 4,90 Euro, 150 Gramm 7,80 Euro - und 200 Gramm 9,80 Euro. Das geht.

Eine Glaubensfrage ist da schon eher die Wahl des Senfs: Der dunkle "Leberkässenf"? Oder der hellere, feinkörnigere "Franziskaner-Senf"? Ich tendiere klar zur zweiten Variante.

Ein Weißbier für 5,20 Euro

Beim letzten Besuch mit Frau und Kindern entschieden sich die gar nicht mehr so Kleinen zum Glück fürs Tagesgericht: Spanferkel-Gröstl - sehr anständig gewürzt und für 6,90 Euro pro recht üppiger Portion ein echtes Schnäppchen. Was man von den Weißwürsten (3,50 Euro pro Stück) nur bedingt sagen kann. Aber mei, guad warns.

So richtig ins Geld geht beim Franziskaner ohnehin nicht die Brotzeit - es sei denn, man entscheidet sich für ein mords Trumm Zwiebelrostbraten (31,40 Euro) -, sondern das Bier. 5,20 Euro fürs Weißbier (alkoholfrei ich, dunkel mein Sohn) ist schon happig.

Aber beim Franziskaner aufs Geld zu schauen, wäre sinnlos. Und weil's eh schon wurscht war, kamen noch herrliche Apfelkücherl (8,80 Euro, leider nur zwei Stück) und - für die Damen - Crème Brûlée (6,90 Euro) dazu. Ach ja, die heiß-knusprigen Brezn von vorher nicht zu vergessen:1,60 Euro pro Stück. Was unterm Strich - "Machen's 90"- ein rundes Sümmchen ergibt.

Was es gratis gibt: Ein netter Ratsch mit Münchner Stammgästen. Oder unfassbar komische Szenen mit Touristen. Wie eine Russin mit ihren aufgespritzten Lippen letztens ihre Schweinshaxn vernichtet hat, ja, das war schon sehenswert. Es gibt eben vielfältige Gründe, warum ich auf meine Franziskaner-Jahre noch ein paar draufsattele.

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Residenzstraße 9, Mo-Fr 9:30 Uhr - 0 Uhr, Sa 9 Uhr - 0 Uhr, So 10 Uhr - 0 Uhr

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