Frankens neue Residenz
Der Alte Hof hat einen neuen Betreiber. Es soll dort nun noch fränkischer zugehen als in den vergangenen Jahren ohnehin schon.
Franken und München–das hat eigentlich noch nie so richtig zusammengepasst. Allein schon, weil von der Isar-Metropole aus das ominöse Bundesland namens Bayern regiert wird, zu dem sich die Franken eher gezwungenermaßen als freiwillig zugehörig fühlen. Aber nun schickt sich ein Restaurant an, das zerrüttete Verhältnis etwas zu entspannen–und zwar mit dem vielleicht ältesten Kulturgut, das die Franken kennen.
Der Alte Hof im gleichnamigen Gebäudetrakt hinter dem Dallmayr-Stammhaus war auch in den vergangenen zehn Jahren schon eine Franken-Hochburg. Auch im Vinorant der Wirtsfamilie Schottenhamel floss schon der zwischen Main und Steigerwald gekelterte Wein. Doch wenn es um die Rettung von so etwas Kostbarem wie dem fränkisch-münchnerischen Verhältnis geht, will man ungern etwas dem Zufall überlassen.
Der Delikatessenhändler Dallmayr, dem auch der Alte Hof gehört, hat die Geschäfte dort deshalb nun mit einer Tochterfirma selbst übernommen.
Im neuen Alten Hof soll es noch fränkischer zugehen als bisher schon. Der Dallmayr-Vertraute Johannes Stegmann hat deshalb ein Jahr lang versucht, Einblick in die fränkische Seele zu bekommen. Er ist durch das Maindreieck gepilgert und hat sich von den Winzern ihre liebsten Weinstuben zeigen lassen.
Mitgebracht hat Stegmann von dieser Tour nicht nur Wein von 22 verschiedenen Gütern (Glas ab 3 Euro), sondern auch jede Menge Eindrücke davon, wie ein fränkisches Restaurant auszusehen hat.
Der fränkische Weinbauverband dürfte sehr zufrieden mit seiner Münchner Vorzeige-Dependance sein. Herrschaftlich wirkte der Gewölbekeller im Alten Hof ohnehin schon immer, schließlich handelt es sich um die frühere Residenz von Ludwig dem Bayern. Aber saure Zipfel (10,50 Euro) und Vesperbrettl (13,50 Euro) werden zudem nun in einem Ambiente serviert, das mit seiner rustikalen Eleganz genau die Zwiespältigkeit widerspiegelt, die auch das fränkische Wesen kennzeichnet.
Nächstes Frühjahr wird dann die Fränkische Weinkönigin für eine Küchenparty vorbeikommen. Der royale Glanz des Alten Hofes, die Erhabenheit der Weinkönigin: Spätestens dann werden München und Franken wieder in trauter Einigkeit vereint sein.
Alter Hof 3, Mo. bis Sa. 11.30-23 Uhr (Restaurant), 17-1 Uhr (Bar), www.restaurant-alter-hof.de, Tel. 24 24 37 33