Er macht in Wein und Fleisch: Der Rinderzüchter am Wiener Platz

Ein Münchner Wirtschaftsprüfer hat eine kühne Idee: Haidhausen soll eine Weinschenke bekommen - doch das dauert.
von  Lea Kramer
Ein Bild des Häusls aus dem Jahr 1930.
Ein Bild des Häusls aus dem Jahr 1930.

Haidhausen - Ein Zaun umschließt das alte Kleinhaus am Rande des Wiener Platzes, dort, wo es zum alten Sandgraben an der Kreppe hinab geht. Ein Banner weist darauf hin, dass hier etwas Neues entsteht. Ein Weinhäusl. Eröffnung: Ende Dezember. Das Jahr ist inzwischen rum, der Zaun ist noch da und im Häusl stehen die Bauarbeiten still.

Wann bekommt Haidhausen seine neue Weinschenke? "Im Frühjahr soll es so weit sein", sagt Häusl-Besitzer und Unternehmer Hans Kilger. Der Münchner hat das denkmalgeschützte Haus vor Jahren gekauft und es zunächst verpachtet. In Zukunft will er dort eine eigene Gastro aufmachen - mit Wein und Fleisch aus eigener Produktion. Gerade ist Baustopp, Nachbesserungen an den Wasserleitungen sind fällig, ein Nachbar stellt sich etwas quer.

Kilger nimmt's gelassen: "Ich will das Häusl richtig gemäß den Denkmalschutzrichtlinien sanieren. Der Zustand wird enorm verbessert. Jetzt wird's halt ein bisschen teurer - und dauert eben etwas länger."

Kilger züchtet seine Tiere selber

15 Innenplätze soll es geben. Auf einem Beefer wird Küchenchef Markus Thut, der früher im Chang City in der Altstadt kochte, Bison- und Wasserbüffelsteaks zubereiten.

Das Fleisch stammt von Tieren, die Kilger auf seinen siebenbürgischen Landgütern , an den Ausläufern der Karpaten in Rumänien, seit 2009 züchtet. Auf 27 Quadratkilometern grasen neben den Rindern auch Rothirsche, Mufflons, Wildschafe, tibetanische Yaks, Himalaya-Tahs sowie afrikanische Watussi-Rinder - insgesamt leben dort mehr als 1000 Tiere.

In den Wäldern der Ländereien leben Wildschweine, Iberico- und Mangaliza-Schweine. Geschlachtet wird in der eigenen Metzgerei, von dort kommt das Fleisch dann in die Gastronomien des Unternehmers.

Der ist alles andere als ein Cowboy - und das Wirtsein lernt er gerade. In seinem Hauptberuf leitet der 54-Jährige eine Wirtschaftsprüfergesellschaft mit 60 Mitarbeitern. "Täglich berate ich Menschen in den Bereichen Investitionen und Projektentwicklung. Und dabei hab ich selbst so viele Ideen im Kopf", sagt er.

Ein Bild des Häusls aus dem Jahr 1930.
Ein Bild des Häusls aus dem Jahr 1930.

Ein Bild des Häusls aus dem Jahr 1930. Foto: Stadtarchiv

Premium-Produkte zu moderaten Preisen

Von diesen spontane Einfällen, die inzwischen nicht mehr unter die Rubrik "exzentrisches Hobby" fallen, gibt es zahlreiche. Neben der Rinderzucht gibt es nämlich noch die Weingüter. Begonnen hat es mit einem Hof in der Weststeiermark, einem Weinkeller und einer Scheune voller alter landwirtschaftlicher Geräte.

Kilger war klar: Ich werde Weinbauer. Seit 2015 betreibt er mit Winzer Christian Reiterer die "Domaines Kilger". Die beiden setzen vor allem auf Rosé aus der regionalen Blauen Wildbachertraube. Seit 2017 gibt es unter dem Label auch Rotweine. Die kommen von Uwe Schiefers Lagen am Eisenberg im Südburgenland.

Und weil die Münchner auch was von alledem haben sollen, eröffnet Kilger demnächst in der Utzschneiderstraße zusätzlich einen Weinladen. Obwohl ziemlich viel Premium auf all den angebotenen Trink- und Fleischigkeiten steht, soll das Weinhäusl am Wiener Platz ein Lokal mit Preisen für "Jedermann" werden, sagt der Wirt. Vermutlich ist Jederhaidhauser gemeint.

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