Ein neues Leben für Lotter
Als Andreas Lotter am 1. Januar 2011 sein leeres Lotter-Leben am Viktualienmarkt zum Aufräumen aufsperrte, da konnte er erst begreifen, dass er hier nie wieder Gäste haben würde. Die Silvesterparty war der letzte Abend für das Lokal gewesen. Alle hatten noch einmal vorbeigeschaut, Lotter gedrückt, ein paar Tränen waren geflossen. Freiwillig hatte er seinen Laden nicht aufgegeben: Die Spatenbrauerei hatte ihm kündigen müssen, weil ein Statiker das Gebäude an der Frauenstraße als einsturzgefährdet eingestuft hatte.
Heute klafft dort, wo Andreas Lotter zehn Jahre lang Frühstück mit Blick auf den Viktualienmarkt serviert hatte, ein Loch. „Der Brauerei tat es wirklich Leid, dass sie mir kündigen musste“, sagt Lotter. „Das Lotter-Leben ist ja gut gelaufen.“ Ein paar neue Läden hat Spaten ihm angeboten, aber nichts, in dem sich Lotter ein neues Leben vorstellen konnte. Bis jetzt.
Andreas Lotter wird sein Lotter-Leben im ehemaligen Morizz weiterführen – gerade hat er den Pachtvertrag für die Räume in der Klenzestraße unterschrieben. „Das ist einfach super. Innenstadtlage, nicht weit weg vom alten Lotterleben, was gut ist für meine Stammgäste. Und es ist ungefähr gleich groß wie das alte Lotter-Leben.“
So soll das Lokal in der Klenzestraße wieder heißen, auch wenn Lotter sagt: „Das alte lässt sich nicht kopieren, das war einzigartig.“
Von Flair her soll es trotzdem ähnlich werden. Ein gemütlicher Laden für jedermann. Café, Restaurant, Bar, mit Frühstück am Wochenende. Eins, wo man sich auf ein Bier trifft und sich später vielleicht doch noch für etwas Feines von der Speisekarte entscheidet, nichts mit Essenszwang. Gerade wird umgebaut und renoviert, Mitte September soll es fertig sein.
Wie das neue Lotter-Leben ausschauen wird, weiß der Wirt selbst noch nicht genau. Die alten Möbel hat er weggegeben, anders wäre es zu schmerzhaft für ihn gewesen. An den Bildern aus dem Lotter-Leben kann er sich wieder erfreuen, sie hängen jetzt in seiner Wohnung. Aber dass er Gastronom mit Liebe und Leidenschaft ist, das hat er im vergangenen Jahr gemerkt.
Und die will er jetzt in der Klenzestraße ausleben.