Dinner unter der Reibe
München - Mit Kunst lässt sich kein Geld verdienen, heißt es. Manchmal lässt sich mit Kunst aber zumindest ein bisschen Geld sparen. Im Fall der Küchenreiben war das jedenfalls so. Die hängen im Café Sommer kunstvoll als Lampenschirm-Ersatz von der Decke. Und was witzig aussieht, hat nicht einmal viel gekostet
Drei Euro das Stück, erstanden im Baumarkt, erinnert sich Andrea Nisch (43) und erzählt, dass die Küchenreiben zunächst gar nicht Teil des Konzepts waren. „Es lag wohl eher daran, dass gegen Ende das Budget knapp wurde”, sagt sie schmunzelnd. Nisch hat aus der Not deshalb eine Tugend gemacht und ihr Lokal in eine Art Küchenkunstinstallation verwandelt. Irgendwie lag das auch nahe: Bis Nisch festgestellt hat, dass die schönen Künste kein einträgliches Geschäft sind, hat sie in München nämlich Kunst studiert.
Doch statt sich weiter mit Fritz Winter und der informellen Malerei auseinander zu setzen, hat sie nach dem Studium mit einem Bekannten die „Teufelsküche” bei Landsberg übernommen, ein Ausflugslokal am Lech
In der „Teufelsküche” habe sie eine tolle Zeit gehabt, sagt Nisch, aber wie das in einem Ausflugslokal eben so sei: es sei oft hektisch und so richtig Platz für kulinarische Experimente sei auch nicht gewesen. Deshalb hat Nisch in Untergiesing jetzt das Café Sommer aufgemacht.
Wo bis Ende vergangenen Jahres noch das vegetarische Restaurant Kaede zu finden war, gibt es nun auch Fleisch und Fisch: etwa auf der Haut gebratenen Skrei mit Roter Beete, Kartoffelgemüse und sautierten Rapsblüten (16,50 Euro) oder arabisch gewürztes Rindergulasch mit Cous-Cous und Zwiebelmarmelade (14,50 Euro)
Auch schlichte Gerichte wie die Käsespätzle (8,50 Euro) gibt es. Die aktuelle Karte ist ein Test, um herauszufinden, was die Leute im Viertel gerne essen wollen, eher das Bodenständige oder das Gewagte.
Für beides zuständig ist der ehemalige Koch aus der Brasserie Cameleon. Entsprechend verspielt sehen die Teller aus, die aus der Küche kommen.
Neben den hängenden Küchenreiben ist das Café Sommer recht spärlich dekoriert. Aber das soll sich mit der Zeit noch ändern. Nisch ist mit einer Bildhauerin befreundet, zudem gebe es viele Grafiker und Fotokünstler im Viertel, sagt Nisch. Und für einen kleinen Plausch über Kunst ist sie sowieso immer offen. Denn auch, wenn sie die Kunst nicht zu ihrem Beruf gemacht hat, privat bei sich zu Hause malt Nisch immer noch gerne.
Sommersraße 41, Mo. bis Fr. 17-23, Sa. 10-23 Uhr, So. 10-18 Uhr, Tel. 44469117
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