Die Wiesn am Ostbahnhof

Alex Baehr betreibt den Schlagergarten, einen von 23 Clubs in der Kultfabrik. Er weiß oft schon lange, bevor in den Zelten der erste Ton gespielt wird, welches Lied das Potenzial zum Wiesn-Hit hat.
von  Florian Zick

Alex Baehr betreibt drei von 23 Clubs in der Kultfabrik. Er weiß oft schon lange, bevor in den Zelten der erste Ton gespielt wird, welches Lied das Potenzial zum Wiesn-Hit hat.

Alex Baehr wusste schon, was der Wiesn-Hit 2013 wird, da war in den Oktoberfestzelten noch kein einziger Ton gespielt. Aber schließlich hatte Peter Wackel mit seinem „Malle ist nur einmal im Jahr” heuer nicht nur den Ballermann zum Kochen gebracht, sondern auch Baehrs Schlagergarten. Und das Wörtchen „Malle”, das hatte Baehr schnell erkannt, ließ sich ohne Weiteres auch mit „Wiesn” ersetzen.

Baehr betreibt auf dem Gelände der Kultfabrik am Ostbahnhof insgesamt drei Lokale. Neben dem Schlagergarten noch die Nachtkantine und die Kölsch-Bar. Eigentlich ist bei ihm das ganze Jahr über Wiesn. Vor allem im Schlagergarten wird jeden Abend die Musik gespielt, die sich problemlos auch ins Ambiente eines Bierzelts einfügen würde. So manche Oktoberfest-Kapelle schaut vor der Wiesn deshalb bei Baehr vorbei, um sich ein paar Tipps zu holen, was bei den Leuten gerade so angesagt ist.

In der Kultfabrik gehen viele Nachtschwärmer aus dem näheren und ferneren Umland weg, Partytouristen aus der Schweiz oder aus Österreich, viele davon ballermann- und après-ski-erprobt. Da merkt man schnell, welches Lied das Potenzial zum Wiesn-Hit hat. „Du musst immer schauen, dass die Leute singen”, verrät Baehr sein Erfolgskonzept. Und mit Peter Wackel hat das heuer bislang sehr gut funktioniert. „Ich hatte deswegen gleich so eine Ahnung”, sagt Baehr.

Baehrs Lokale sind auf dem riesigen Gelände der Kultfabrik freilich nicht die einzige Möglichkeit, nach der Wiesn noch auszugehen. Insgesamt 23 Clubs und Bars locken während des Oktoberfests mit besonderen Attraktionen. Bei Baehr in der Nachtkantine packt fast täglich das „Nachtschwärmer Duo” Akkordeon und Alphorn aus. Aber auch wer musikalisch ein bisschen Abstand vom Blaskapellen-Sound braucht, findet in der Kultfabrik irgendwo das Richtige für sich. Von Reggae über Rock bis Charts ist dort alles zu haben.

Im La Tropicana etwa findet während des Oktoberfests jeden Freitag und Samstag sowie am Mittwoch vorm Tag der Deutschen Einheit eine After-Wiesn-Party mit Latin-Musik statt. Im Rockschuppen Eddy’s werden diesen Samstag Wiesn-Hits mit Rock-Klassikern gemischt, dazu gibt es die Maß für fünf Euro. Und im 11er haben Gäste in Tracht freien Eintritt.

Wer sich abends in der Nähe vom Ostbahnhof aufhält, kann abschätzen, dass das 11er vermutlich ganz schön oft freien Eintritt gewähren muss. Man sieht kaum jemanden ohne Dirndl oder Lederhose. Das liegt daran, dass die Kultfabrik einfach auch gut liegt. Mit der U5 kann man von der Theresienwiese direkt durchfahren, zudem halten alle S-Bahnen am Ostbahnhof. Und dann gibt es auch noch tausend Parkplätze für Autos.
„Während der Wiesn ist auf dem Gelände richtig was geboten”, sagt Alex Baehr in seiner Nachtkantine. Der Getränkeumsatz laufe zwar nicht so gut, wie man das vielleicht erwarten würde. „Nach ein paar Maß auf der Wiesn haben die Leute einfach nicht mehr so viel Lust, was zu trinken”, sagt Baehr. Dafür sei die Stimmung in den beiden Oktoberfest-Wochen stets überragend gut. Alle schweben in weiß-blauer Glückseligkeit. Und wenn dann noch Peter Wackel gespielt wird, ist der Abschluss des Abends perfekt.

Grafinger Straße 6, in der Regel von 22 Uhr an, www.kultfabrik.de

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.