Der Warhol unter den Wirten
Der Wirt vom italienischen Restaurant Agio arbeitet gerne selbst künstlerisch. In seinem Lokal hat er allerdings größeren Namen den Vortritt gelassen.
Wenn Stefano La Grassa im Urlaub mit der Kamera unterwegs ist, können aus einer Stunde Wegstrecke auch schnell mal fünf werden. Überall findet er reizvolle Motive–Landschaften, Tiere, Blumen. Makroaufnahmen sind ihm am liebsten. „Meine Frau nervt das manchmal”, sagt er.
Freunde von La Grassa behaupten, die Fotos seien so gut, eigentlich müsse er sie in seinem neuen Restaurant ausstellen. Doch das will der kunstbeflissene Wirt nicht. „So besonders sind die nun auch nicht”, sagt er.
Statt Fotografie hängt deshalb nun eine ganze Menge Pop Art im Agio, dem neuen Lokal von La Grassa. Andy Warhols Goethe-Serie ist dabei, auch ein Lichtenstein – teilweise Originale oder zumindest Originaldrucke. Wo er die Bilder her hat, will La Grassa nicht verraten. Es seien Leihgaben von einem namhaften Sammler, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln. Mehr ist ihm nicht zu entlocken. „Die Leute sollen ruhig noch ein bisschen grübeln.”
Bis La Grassa sein Schweigen bricht, muss man im Agio vorerst mit anderen Kunstwerken Vorlieb nehmen. Von denen weiß man auch ganz genau, wo sie herkommen, aus der Küche nämlich. Was aus der schmalen Tür hinter der Bar herausgereicht wird, sieht nicht nur aus, als hätten die Köche mit dem Pinsel angerichtet, sondern trägt auch äußerst pittoreske Namen: Casunzei in Mohn-Butter-Soße, Meerwolf mit Majoran-Pfirsich auf einem zitronigen Kartoffelpüree und Ananas-Ravioli mit weißer Schokomousse.
Mit dem ganz schmalen Geldbeutel darf man im Agio zwar nicht aufkreuzen – für eine Vorspeise zahlt man im Schnitt gute zehn Euro, für Pasta bis zu 16,50 Euro und für Fleisch und Fisch gleichwohl noch ein bisschen mehr. Dafür bekommt man eine italienische Küche, die keinen Vergleich scheuen muss. Vielleicht sogar nicht einmal mit dem Acquarello. In dem Bogenhausener Sternerestaurant hat La Grassa zuletzt fünf Jahre lang als Oberkellner gearbeitet. Vielleicht, sagt er, sei das Agio ja das Acquarello für die armen Leute. Die nicht ganz armen zumindest.
Ismaninger Straße 45, Mo. bis Fr. 12-14.30 und 18.30-23 Uhr, Sa. und feiertags 18.30-23 Uhr, www.agio-ristorante.de, Tel. 478 841
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