Der Pizzabote aus Sorrent

Mario Gargiulo hat vor 50 Jahren die Pizza nach München gebracht. Er selbst wird dieses Jahr im Oktober 80 Jahre alt. Zwei Gründe für eine ausgiebige Feier.
Florian Zick |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Mario Gargiulo und Tochter Marie-Lisa mit ihrer Lieblingsgpizza, der Sorrentina: Kirschtomaten, Mozzarella, Basilikum.
Daniel von Loeper Mario Gargiulo und Tochter Marie-Lisa mit ihrer Lieblingsgpizza, der Sorrentina: Kirschtomaten, Mozzarella, Basilikum.

Mario Gargiulo hat vor 50 Jahren die Pizza nach München gebracht. Er selbst wird dieses Jahr im Oktober 80 Jahre alt. Zwei Gründe für eine ausgiebige Feier.

Im hinteren Teil des Lokals hängen die ganzen Bilder: Mario beim Pizzabacken, Mario mit der Ehrenmedaille seiner Heimatstadt Sorrent, Mario mit seiner Tochter Marie-Lisa. Ganz schön viel Mario. Aber was soll man tun? In 50 Jahren häufen sich eben eine ganze Menge Erinnerungen an.

Die älteste Erinnerung stammt vom 27. November 1959. An jenem Tag kommt Mario Gargiulo am Münchner Hauptbahnhof an. Er will am Golf von Neapel ein eigenes Restaurant aufmachen und den Touristen zu Liebe davor in ein paar Fremdsprachen hineinschnuppern. London, Paris, als erstes München – so der Plan. Tatsächlich wird er die bayerische Landeshauptstadt nie mehr verlassen.
 
Anfangs jedoch läuft es für Gargiulo in München gar nicht gut. Der deutsche Winter ist kalt, die Arbeitssuche zermürbend und die 50.000 Lire Startkapital sind bald aufgebraucht. Von seinem letzten Geld geht Gargiulo essen, im Nobelrestaurant Bellina am Marienplatz, einem der damals noch wenigen italienischen Lokale in der Stadt. Gedanklich sitzt er schon im Zug zurück nach Sorrent, da bekommt er mit, dass die Eigentümerin vom Bellina gerade ihren Küchenchef rausgeschmissen hat.
 
Gargiulo bietet seine Dienste an, bekommt den Job, erkocht sich schnell einiges an Reputation und macht sechs Jahre später sein eigenes Lokal auf: „Bei Mario“. Dort bekommt man, was man damals noch nirgendwo sonst in der Stadt bekommt: Pizza. Die Margherita für sagenhafte 90 Pfennig.
 
Im Oktober wird Mario Gargiulo nun 80 Jahre alt. Dann wird das Lokal für einen halben Tag geschlossen. Die kleinen Separees, in denen man dort sitzt, sind dann alleine den Familienmitgliedern und Weggefährten vorbehalten. Danach aber wird ein ganzes Jahr lang durchgefeiert, denn dann hat „Bei Mario“ Jubiläum, das Lokal gibt es dann bereits seit einem halben Jahrhundert.
 
Zwar führt seit sieben Jahren eigentlich Tochter Marie-Lisa das Restaurant, aber Gargiulo steht immer noch oft selbst in der Küche, davon kann man ihn nicht abbringen. Er kocht dann Ossobuco mit Safranreis (16,50 Euro), macht Tiramisu (4,50 Euro) oder hilft bei den Nudeln aus, die im Lokal von Mario Gargiulo fast alle mit der Hand gemacht werden.
 
Über 25 verschiedene Pizzabeläge gibt es zudem „Bei Mario“. Pizza hat heute ohnehin jeder Italiener auf der Karte, aber nur einer hat sie nach München gebracht: Mario Gargiulo.
 
Adalbertstraße 15, täglich 11.30-0.30 Uhr, www.ristorante-bei-mario.de , Tel.: 28 00 460
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.