Der Blues im Untergrund

In dieser Serie stellen wir Kneipen vor, in denen die Musik von Bands auf der Bühne kommt. Heute: Das „Hide Out 2“ in Neuhausen
von  Laura Kaufmann
Gloria Feaster: Als Militärpolizistin hat es die Amerikanerin nach München verschlagen. Jetzt ist das „Hide Out 2“ ihr Baby.
Gloria Feaster: Als Militärpolizistin hat es die Amerikanerin nach München verschlagen. Jetzt ist das „Hide Out 2“ ihr Baby. © Petra Schramek

Gloria Feaster sitzt hinter der Kasse und grüßt jeden Gast wie einen guten Freund, den sie länger nicht gesehen hat: „Ja, hallo!“ Die Jam-Session auf der Bühne ist schon im Gange, die Gäste tröpfeln nach und nach herein. „Tolle Haare, du siehst so jung aus!“, grüßt Feaster ein graumelierter Gast – „ich hab’ einfach das Licht gedimmt“, grinst sie. „Wo hast du deine Freundin gelassen?“, fragt sie den Studenten mit Mütze. – „Welche Freundin?“

Später wird er selbst am Klavier sitzen und ein Lied zum Besten geben, heute darf jeder, der mag auf die Bühne. Donnerstags ist Jam-Session, drei Euro Eintritt kostet das, für die Konzerte am Wochenende sind 5 bis 7 Euro fällig. Gegen fünf Uhr morgens wanken die letzten nach einer langen Nacht aus dem „Hide Out 2“. „Deutsche, Türken Griechen von 18 bis 80 Jahren, Studenten, deren Eltern schon hier waren – hier fühlen sich alle welcome“, sagt Feaster. „Für viele Stammgäste ist das Hide Out ihr Wohnzimmer.“

Auch Jürgen Schmidt kommt oft, der Gründer der Blues-Kneipe. 89’ machte er das erste Hide Out am Rotkreuzplatz auf. Legendäre Feiern, die Blues-Institution in München. Vor ein paar Jahren war dort Schluss: Die neuen Besitzer des Gebäudes wollten einfach keine Kneipe mehr. Das Hide Out hat ein neues Zuhause gefunden, in der Volkartstraße. Auch im Keller, nicht ohne Nachbarn. Um Mitternacht ist Schluss mit der Live-Musik, die sowieso nicht so krachig sein darf wie früher.

Vor knapp einem Jahr hat Schmidt seiner langjährigen Hilfe Gloria Feaster den Laden übergeben, er ist über 70 Jahre alt. „Es war absolut sein Baby, jetzt ist es meins“, sagt Feaster. Die ehemalige Militärpolizistin stammt aus North Carolina, mit Blues ist sie groß geworden. Jeden Abend steht Feaster hier und trägt mit ihrer guten Laune zur Stimmung bei.

Auf der Bühne jammen jetzt Schlagzeuger, Keyboarder, Bassist und ein schlaksiger amerikanischer Tourist mit Gitarre, der von der Jam-Session zufällig in der Zeitung gelesen hat. Die Gäste schauen zu, vor den meisten steht ein Augustiner (0,5/3,20 Euro). Weinschorle 0,5 gibt’s für 4 Euro, Longdrinks für 6,80 und Stamperl für 2,50 Euro, für Hungrige Pizza (5) oder große Sandwiches (5/6 Euro).

Der Gitarrist geht in die Knie, der Trommler mag kaum aufhören. Die Gäste klatschen. Um Mitternacht ist die Bühne leer, aber die Nacht im Hide Out, die geht lange nicht zu Ende.


 Volkartstraße 22, Di. bis Sa. 20 – 3 Uhr, www. hideout-muenchen.de, Tel.: 16 96 68

 

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