Das Unter Deck in München: Lange Nächte und die Liebe zum Dichtsein
Die langgezogene Schiffsbar im "Unter Deck" in München ist perfekt zum Trinken und Tanzen. Die AZ besucht das Ausgeh-Niemandsland Oberanger.
München - "Ich liebe dicht" steht auf der Damentoilette vom Unter Deck. Das Sprüchlein zu entdecken, ist gar nicht so einfach. Denn zu früher Stunde, wenn die Raucher noch nicht in Trauben vor der Bar am Oberanger stehen oder im Sommer, wenn die Terrasse voll ist, geht man oft ein Stückerl zu weit. Denn die Bar liegt trotz Fensterfront und Leuchtschrift gut getarnt im Ausgeh-Niemandsland Oberanger.
Drin gibt’s eine Fifty-Fifty-Chance, die geschlechtlich passende Toilette zu finden. Beschriftung? Fehlanzeige. Als Eselsbrücke gilt hier, dass der Spruch "Men to the left, because women are always right" umgedreht werden muss.
Weil die Wände in der Schiffsbar ohne Schiffsmetaphorik aber sowieso übervoll mit sinnigen und sinnlosen Sprüchen sind und sich ständig verändern, kann man es sich sparen, den Spruch zu suchen. Er wird hier zitiert, weil die Liebe zum Dichtsein das Unter Deck doch recht passend beschreibt.
Hip Hop, Electro, Indie – irgendwer legt immer auf
Die Mischungen der Longdrinks sind nämlich großzügig. Wegen Piraten und Seemännern bestellen wir eine Rum-Cola (8,50 Euro), auch wenn dieser skandalöserweise nicht auf der Karte steht. 6cl Havanna Club sollen laut Karte drin sein, es sind aber deutlich mehr. Immer. Dazu ein Fläschchen Cola und spätestens zwei Drinks später tanzt man wild im hinteren Teil der Bar auf der gar nicht mal so kleinen Tanzfläche. Hip Hop, Electro, Indie – irgendwer legt immer auf und das immer sehr vernünftig. Eintritt kostet das nicht, außer, es ist mal wieder ein Konzert.
2013 hat "Holy Home"-Chef Tobias Lintz seine Bar eröffnet. Damals noch mit Videoinstallationen, an deren Stelle nun die Wände vollgeschmiert sind. Über die Jahre hat sich das Unter Deck dem Charme des Holy Home angeglichen. Auch wenn sich dadurch nicht mehr jeder Schnösel wohlfühlt, ist das wohltuend in der sonst so geschniegelten Altstadt. Die Anfangzwanziger bis Mittdreißiger, die das Deck entern, versinken entweder in fetten Ledercouchgarnituren um die Tanzfläche, sind auf ebendieser am Feiern oder im vorderen, ruhigeren Barbereich, wo es Augustiner vom Fass für 3,60 Euro gibt.
Es gilt die Regel: Wer am Wochenende einmal von dem langgezogenen Schiffsbauch verschluckt wird, der zieht zum Feiern selten weiter, sondern bleibt, bis er wie auf schwankenden Planken Richtung Taxi geht.
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