Das schweinereifreie Kanada

Eigentlich hatte Jochen Esquilant eine neue Heimat für seine Poutines gesucht. Poutines: Pommes mit Käsebruch und Bratensauce, eine kanadische Spezialität, zu deutsch: Schweinerei. An der Münchner Freiheit verkaufte der Kanadier sie vor zwei Jahren, aus der Hand gerissen haben sie ihm die Fast-Food-Spezialität dort. Doch dann musste Esquilant raus aus dem Mietverhältnis. Und eröffnete ein Lokal mit einem Partner zusammen, die Cantine. Aber mit dem Partner lief es nicht besonders.
Jetzt der dritte Anlauf: „Joe & Ben“. „Das Lokal ist toll, aber für mein ursprüngliches Konzept war es nichts, dafür ist es zu groß“, sagt Esquilant. Eine Imbissbude ist der helle Laden an der Franziskaner-/ Ecke Rablstraße eben nicht.
Ein Tagescafé mit Mittagstisch und Dinner ist es geworden, viele kanadische Spezialitäten gibt es in der kleinen Feinkostabteilung zu kaufen; abends schenkt der Barmann Drinks aus. Auch die mit einer kanadischen Note, versteht sich.
Den bringt meist der Ahornsirup ins Spiel: Beim Frühstück landet er über Pancakes wie auch über Rührei mit Speck. „Die meisten sind skeptisch“, sagt Esquilant, „ich sage immer: Probier’, wenn’s nicht schmeckt, nehme ich es zurück. Bis jetzt hat das keiner zurückgehen lassen.“ Der Sirup ist nicht nur süß, er hat auch einen rauchigen Beigeschmack, der zu Deftigem passt. Cocktails mit Ahornsirup hat Jochen Esquilant auf der Karte, auch im Gebäck ist verlässlicherweise welcher drin.
Genau wie Cranberrys, ebenfalls nicht wegzudenken aus der kanadischen Küche. Den Brownies geben sie zum Beispiel ihren besonderen Geschmack. „Brownies sind hier oft so fluffig, klassisch gehören sie aber dicht und feucht – wie der Cheesecake auch.“ Außerdem gibt’s einen „Queen Elizabeth Cake“ mit Datteln nach Rezept der Schwiegermutter oder den Carrot Cake.
Neben Flammkuchen und Sandwiches mit Chipotle Chili kommen zum Beispiel Eintöpfe auf die Tische, wie der „Chowder“, eine dickflüssige Suppe mit Mais oder Muscheln. „Wir kreieren gerade neue Gerichte, die Gäste wollen mehr essen, als wir dachten“, sagt Esquilant. Neben den Hausmanns-Spezialitäten kann er sich viel vorstellen, er ist ein großer Bewunderer der kreativen, wilden Szeneküche Montreals. Aber das braucht noch Zeit.
Die Atmosphäre im Joe & Ben ist locker. Viele Gäste sind Kanadier, Amerikaner, Büromenschen Anwohner aus der Gegend. Zwischen ihnen liegt, brav wie ein Lamm, Ben. Esquilants Labrador-Bordeaux-Doggen-Mix ist mit seinen viel gelobten schönen Augen der heimliche Star im Laden. Es sei denn, Jochen Esquilant kündigt einen seiner Poutine-Events an – ganz ohne geht es eben doch nicht. Dann steht die herrliche Schweinerei wieder im Rampenlicht.
Franziskanerstraße 19, Mo. bis Mi. 7.30 – 10 Uhr, Do./Fr. 7.30 bis 1 Uhr, Sa. 9 – 1 Uhr, So. 9 – 10 Uhr, Tel.: 33 02 91 72, www.joeandben.com