Das Bodhi: Eine Institution in ihren Anfängen
Das Bodhi ist bisher vielleicht nicht vermisst worden, ist aber genau das, was dem Westend noch gefehlt hat: Ein richtiges bayerisches Wirtshaus mit kreativ-gutbürgerlicher Küche, die aber eben keine tierische Produkte verarbeitet.
Ganz hinten stehen noch verschämt ein paar Spielautomaten herum, ein Überbleibsel vom Vorgänger-Lokal. Verschämt, weil sie von einem Bücherregal (!) verdeckt sind.
Schade eigentlich.
Die Automaten passen gut hierhin. Genauso wie das ganze Lokal. Das Westend ist einer der wenigen wirklich grossstädtischen Stadtteile Münchens, auf engstem Raum leben hier Hartzer und Irgendwas-mit-Medien-Machende, treffen sich Spiessbürger und Alternative in den Kneipen. Das Bodhi könnte also wirklich genau das sein, was man vielleicht nicht wirklich vermisst, dem Viertel aber gefehlt hat: Ein Wirtshaus mit gutbürgerlich-kreativem Wirtshaus-Essen, nur eben ohne tierische Produkte. Eine Kneipe zum Biertrinken, aber eben auch mit gut ausgestatteter Bar.
Und weil die Küche hält, was sie verspricht, wird das Bodhi zu einer Institution werden, weit über die wachsende Vegan-Szene hinaus. Garantiert. Die Rote-Beete-Suppe (5,10 Euro) könnte zwar trotz der eindeutigen Rote-Beete-Farbe auch als Ingwer-Suppe durchgehen, der Süsskartoffel-Kokos-Suppe (5,90) stünden ein paar mehr Kokos- und Chili-Nuancen ganz gut - doch sie sind gehobener Standard und ebenso fair berechnet wie die Preise der Hauptgerichte.
Die 16,90 Euro für das zweitteuerste Gericht der Karte - Lupinensteak mit moderat glaciertem Rosenkohl, wunderbar zarten und in alles andere als üblem Rotwein ersoffenen Schalotten und rassig-süsslichem Pastinaken-Stampf - sind bestens investiert. Das "Steak" aus Lupinen und feiner Senfkruste - im Gegensatz zu Soja eine einheimische Hülsenfrucht, bei der man keine Angst vor Genmanipulation haben muss - ist mit Abstand der beste Fleischersatz, der mir je untergekommen ist. Ebenso ein vielleicht nicht vermisstes, aber umso willkommeneres und horizonterweiterndes Geschmackserlebnis. Die Soja-Roulade (14,90 Euro) ist etwas labberig. Doch die Füllung (mit Gewürzgurke!) und die reichliche "Braten"-Soße dazu sind wirklich herrlich.
Der Coconut-Kiss als Dessert dagegen ist ziemlich gefährlich - zumindest für Diabetiker und notorische Zappelphilippe. Etwas weniger Zucker stünde ihm ganz gut zu Gesicht. Andererseits: Welcher Diabetiker würde freiwillig einen alkoholfreien Cocktail zum Dessert nehmen?
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