Da geht es wild zu

Mit Christian Kustermann hat im Alten Wirt in Forstenried wieder jemand aus der früheren Wirtefamilie das Sagen. Er will das ganze Jahr über Wild anbieten.
Florian Zick |
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Mit Christian Kustermann hat im Alten Wirt in Forstenried wieder jemand aus der früheren Wirtefamilie das Sagen.

Das würde heute ohnehin niemand mehr machen: sich als Schwarzer verkleiden. Christian Kustermann würde es aber ganz bestimmt nicht machen, das ist eine Lehre aus der Forstenrieder Wirtshaus-Historie. 

Die Hauptrolle darin spielen die Brüder Kressierer, denen damals der Alte Wirt gehörte. Es war ein Winter um 1930, da machten sich die beiden auf nach Solln zum Fasching, schwarz angemalt und unter dem Mantel nichts weiter als ein Baströckchen. Die Burschen kehrten mit einer heftigen Lungenentzündung zurück. Danach wohnten sie nur noch einer einzigen Feier bei, ihrer eigenen Beerdigung. 

Nach dem tragischen Ableben der Kressierer-Brüder übernahmen die Kustermanns den Alten Wirt in Forstenried. Das Gasthaus, in dem sich früher vor allem Waldarbeiter trafen, führte zeitweise die Familie selbst, zeitweise war die Wirtschaft verpachtet. Zuletzt war dort die mit allerlei Rennfahrer-Accessoires geschmückte Fahrgaststätte zu finden. Am Haus vorbei führte früher nämlich die Strecke für eines der allerersten Autorennen überhaupt. Doch mit der Rennfahrerei hat Christian Kustermann nicht sonderlich viel am Hut. Der Wirtespross will den Alten Wirt deshalb wieder ein bisschen mehr zu dem machen, was er früher einmal war. 

Von der Einrichtung her ist das schon einmal gelungen: Jeder Förster und Waldarbeiter würde sich sofort wohl fühlen. Überall hängen Krickerl und Geweihe. Am Eingang schaut sogar ein ganzer Steinbockkopf aus der Wand. Der stammt aus der Sammlung von Kustermanns Vater, einem passionierten Jäger, der bei Fahrenzhausen auch heute noch eine Jagdpacht unterhält. „Wir wollen deshalb schauen, ob wir nicht das ganze Jahr über Wild anbieten können”, sagt Kustermann.  

Zur Zeit etwa gibt es Rehragout mit Mandelbrokkoli (12,90 Euro), aber auch Wirtshaus-Klassiker wie das Wiener Schnitzel (15,90 Euro) stehen auf der Karte. Das lassen sich derzeit vor allem die Forstenrieder schmecken. Kustermann ist etwa 50 Meter vom Gasthaus entfernt aufgewachsen. „Die meisten hier kennen mich noch als kleinen Bub”, sagt er. Entsprechend familiär geht es in dem Gasthof zu. 

Kustermann hat lange darauf gewartet, den Alten Wirt selbst wieder übernehmen zu können. Nach Jahren der gastronomischen Weltenbummlerei fühlt er sich nun angekommen. Dieses Lebensziel wird er so schnell nicht mehr riskieren. Sollte er jedenfalls mal wieder auf eine Faschingsfeier gehen, dann sicherlich mit mehr unter dem Mantel als nur einem luftigen Baströckchen.

Forstenrieder Allee 187, Di. bis Do. und So. 10-24 Uhr, Fr. und Sa. 10-1 Uhr, www.alterwirt-forstenried.de, Tel. 74 55 460

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