Charles Schuhmann im Interview

Charles Schumann gehört zum Münchner Nachtleben wie der Campari in den Shaker. Beim AZ-Interview spricht die Bar-Legende über das Selbige.
von  Interview: Jennifer Köllen
Charles Schuhmann in seiner Tagesbar.
Charles Schuhmann in seiner Tagesbar. © Astrid Schmidhuber

Charles Schumann gehört zum Münchner Nachtleben wie der Campari in den Shaker. Beim AZ-Interview spricht die Bar-Legende über neue Clubs – und Drinks, mit denen Mann eine Frau erobert

München Cheers, Campari! Mit wem könnte man besser auf das 150jährige Jubiläum des In-Drinks anstoßen, als mit Charles Schumann (68), dem bekanntesten Barkeeper Deutschlands?

Bei der Geburtstagsparty in der Campari Academy sprach der Botschafter des Italo-Getränks und Besitzer der legendären Bar „Schumann’s“ bei einem Campari-Cranberry mit der AZ – und verrät, dass er gerne Rettungsschwimmer wäre.

AZ: Herr Schumann, Sie müssen es wissen: Mit welchem Drink verführt ein Mann eine Frau?

CHARLES SCHUMANN: Das ist davon abhängig, was man mit dieser Frau vor hat. Ich würde ein Glas Champagner ausgeben, das kommt immer an. Aber grundsätzlich ist meine Bar kein Anmachladen. Einige haben bei uns sogar die Frau ihres Lebens gefunden.

Was trinkt die Münchner High-Society?

Bei uns wird viel Wein getrunken, Champagner, Aperol-Schorle und Campari-Spritz.

Haben Sie schon mal einen neuen Cocktail erfunden, um eine Frau zu beeindrucken?

Nein, einer tollen Frau mixe ich einfach einen guten Drink. Meistens mache ich dann tatsächlich etwas mit Campari, das war schon immer mein Lieblingsgetränk. Daher bin ich wahrscheinlich der ehrlichste Campari-Botschafter der Welt. Aber es macht auch Spaß – letztes Jahr habe ich einen Werbespot mit der Schauspielerin Jessica Alba gedreht.

Ist sie Ihr Typ?

Klar ist sie eine schöne Frau, ein nettes Mädchen. Aber ich werde ein Geheimnis verraten: Jessica war fast nie am Set, weil sie so viele Körper-Doubles hatte.

Was ist der schlimmste Fehler, der von Betrunkenen in Ihrer Bar begangen wird?

Bei uns ist niemand betrunken! Wenn jemand stark angetrunken ist, erwarte ich von meinen Barkeepern, dass sie ihm nichts mehr ausschenken. Da kann der Gast noch so berühmt sein – unser Kommentar auf eine Bestellung wäre: „Trink einen Kaffee, wir rufen dir ein Taxi und dann kommst du morgen wieder.“

Wer ist Ihr Lieblingsgast?

Es gibt einige internationale Stars, die immer bei mir vorbeischauen, wenn sie in München sind. Klar freut mich das.

Neben Ihrer Bar soll jetzt im Filmcasino vielleicht ein neuer Club aufgemacht werden (AZ berichtete). Fürchten Sie die Konkurrenz?

Überhaupt nicht, ich bin außer Konkurrenz! Im Gegenteil — ich habe eher Angst, dass durch den neuen Club Leute kommen werden, die ich nicht haben will. Da müsste ich abends Türsteher aufstellen, damit nicht jeder in meine Bar kommt. Meine Meinung: Diese Leute sollen da bleiben, wo sie jetzt sind. Außerdem bedaure ich es sehr, dass dieses schöne alte Kino geschlossen wird.

Viele pilgern nach Berlin - wäre eine Bar in der Hauptstadt für Sie eine Option?

Man soll ja nie aufhören, neugierig zu sein. Ich kann mir schon vorstellen, München einmal zu verlassen. Allerdings nicht, weil ich glaube dass es woanders besser ist, sondern weil es eine neue Herausforderung wäre. Ich würde aber nicht nach Berlin gehen, sondern eher an die französische Atlantikküste, dort bin ich eh oft.

Wenn Sie einen anderen Beruf ausüben müssten, was wäre das?

Safeguard. Ich würde tatsächlich gerne am Atlantikstrand Rettungsschwimmer sein.

Wäre München ein Cocktail – wie würde er schmecken?

Himmelhochjauchzend wie der weiß-blaue Himmel. Und wenn man zu viel davon trinken würde, ginge es einem wie bei Föhn: Kopfweh ohne Ende.


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