Champor in München: Bogenhausener Restaurant gibt es so kein zweites Mal in Deutschland

Das Champor war Deutschlands erstes malaysisches Restaurant. In Bogenhausen gibt es authentische Currys, Wantans und knallgrüne Sagu Bällchen.
von  Carmen Merckenschlager
Ein buntes Team in bunter Atmosphäre: Ohne ihre Mitarbeiter geht für Kiren Kumari Alt-Amrik Singh nichts. Nach 19 Jahren im Geschäft ist das Lokal abends oft voll, sagt die Wirtin: "Das ist nur mit meinen tollen Mitarbeitern und Gästen möglich!"
Ein buntes Team in bunter Atmosphäre: Ohne ihre Mitarbeiter geht für Kiren Kumari Alt-Amrik Singh nichts. Nach 19 Jahren im Geschäft ist das Lokal abends oft voll, sagt die Wirtin: "Das ist nur mit meinen tollen Mitarbeitern und Gästen möglich!" © Daniel von Loeper

München – Ohne Heimweh hätte es das Champor nicht gegeben. Kiren Kumari Alt-Amrik Singh stammt aus Malaysia und kam vor vielen Jahren über die Arbeit in einem großen Technikkonzern nach Deutschland. Immer begleitet hat sie die Sehnsucht nach ihrer Heimat – die Farben, die Gerüche und vor allem das Essen: So entstand 2004 Deutschlands erstes malaysisches Restaurant in München.

Die Einrichtung des Restaurants kommt auch aus Malaysia

Aus ihrem Heimweh hat Kiren – wie sie sich sofort vorstellt – eine Essenz destilliert, das Champor in Denning. Vornehmlich ist es das Essen, das Kiren an zu Hause erinnert und die Gäste kulinarisch nach Malaysia reisen lassen soll. "Komplexe authentische Küche für Familie und Freunde – das ist unsere Philosophie", sagt die gebürtige Malaysierin.

Ein buntes Team in bunter Atmosphäre: Ohne ihre Mitarbeiter geht für Kiren Kumari Alt-Amrik Singh nichts. Nach 19 Jahren im Geschäft ist das Lokal abends oft voll, sagt die Wirtin: "Das ist nur mit meinen tollen Mitarbeitern und Gästen möglich!"
Ein buntes Team in bunter Atmosphäre: Ohne ihre Mitarbeiter geht für Kiren Kumari Alt-Amrik Singh nichts. Nach 19 Jahren im Geschäft ist das Lokal abends oft voll, sagt die Wirtin: "Das ist nur mit meinen tollen Mitarbeitern und Gästen möglich!" © Daniel von Loeper

Viele Zutaten kommen direkt aus ihrem Heimatland, wie viele der Gewürze. Ihr Fleisch bezieht die Chefin aus der Region. Die Karte – mittags und abends – hält die Wahlmünchnerin bewusst klein. Die Einrichtung hat Kiren selbst zusammengestellt. Die handgeflochtenen Korbstühle stammen aus Malaysia, an den Wänden hängen überlebensgroße Familienfotos und Bambusrohre.

Die Küche ist authentisch: Scharf bedeutet auch wirklich scharf

"My way or no way", sagt Kiren dazu und lacht. Also so wie sie will oder gar nicht. Das Lokal, das Essen, das Team, bei allem hat Kiren genaue Vorstellungen. Zu Anfang hat sie noch selbst gekocht, mittlerweile wuselt sie zwischen den Gästen umher, fragt, ob alles in Ordnung ist, ratscht ein bisschen. Alles soll wie in ihrer Heimat sein. "Deshalb heißt bei uns scharf auch scharf", sagt Kiren.

Die malaysische Küche zeichnet sich laut Kiren hauptsächlich durch ihre Vielfalt aus. Einflüsse aus Thailand, Indien und China ziehen sich genauso durch die Karte wie portugiesische und englische. "In Malaysia ist alles gemischt. Das macht es so einzigartig", findet Kiren.

Dass die Chefin scharf meint, wenn sie scharf sagt, merkt die AZ spätestens bei der Vorspeise mit den roten Schötchen. Die Wantans gekocht in einer Koriander-Knoblauch-Chili-Soße (15,90 Euro) treiben der AZ kleine Schweißperlen auf die Stirn. Köstlich sind sie dennoch.

Essen, das es in München sonst nicht gibt: Grüne gelatineartige, gefüllte Bällchen

Ganz besonders kommen aber die Peanut Sagu Balls daher. Die kleinen Perlen aus Stärke werden mit Lebensmittelfarbe gefärbt und in stundenlanger Handarbeit zu golfballgroßen Kugeln geformt. Gefüllt sind sie mit einer Gemüse-Erdnuss-Mischung. Dazu serviert Kiren eine Palmzucker-Shrimp-Paste für 16,90 Euro.

Giftig grün und eine Konsistenz wie Götterspeise: Die handgerollten Sagu-Bällchen mit einer Gemüse-Erdnuss-Füllung schmecken köstlich.
Giftig grün und eine Konsistenz wie Götterspeise: Die handgerollten Sagu-Bällchen mit einer Gemüse-Erdnuss-Füllung schmecken köstlich. © Daniel von Loeper

Wer beim Probieren die Augen zumacht, könnte tatsächlich kurz vergessen, in München zu sein. Der Geschmack ist kaum vergleichbar, das Mundgefühl durch die gelatineartige Konsistenz wirklich etwas Besonderes.

Weniger aufregend, dennoch stimmig gewürzt, sind die Malay-Thai Fried Prawn Noodles – also Glasnudeln mit argentinischen Gambas, Sojasprossen und Erdnüssen. "Das ist Soul Food – das geht immer", sagt Kiren.

Die alten Rezepte sollen im Champor bewahrt werden

Bei den Gerichten ist Kiren Authentizität wichtig: "Wir nehmen ganze Hähnchen-Keulen für unser Curry, wenn das Gericht so gehört. So wie in Malaysia eben auch." Dazu gibt es beim AZ-Besuch Reis gekocht mit Gelbgewürz, Zimt und Anis. Die Gewürze sind kräftig, dominieren aber nicht. Eine Portion kostet 33 Euro. Die Rezepte wechseln häufig. Gekocht wird, was Kiren aus der Heimat kennt, Rezepte ihrer Nachbarn, der Oma, von Freunden. "Viele alte Rezepte sind schon verlorengegangen. Ich möchte mit dem Champor so viel es geht davon bewahren", sagt Kiren.

Bewahren möchte Kiren auch die Erinnerung an ihren verstorbenen Vater; und die möchte sie teilen. Deshalb hat sie ein Getränk ihm zu Ehren entwickelt. "Musang" heißt die Mischung aus Bier und Mai Tai. Der Name hat eine Geschichte, die Kiren am liebsten persönlich erzählt.

Wenn es jemandem zu scharf wird, gibt es Vanilleeis

Wer also Lust hat, eine gewürzreiche Küche in bunter und lebhafter Atmosphäre zu genießen – besonders ein Platz auf der Terrasse sei empfohlen – sollte sich auf eine Reise nach Malaysia zu Kiren wagen.

Wenngleich die Karte nicht ganz günstig daher kommt, lohnt ein Ausflug nach Denning. Auf so schnellem Wege war man sonst selten im Ausland. Und wenn bei der Schärfe gar nichts mehr geht, hat Kiren auch eine Lösung parat: "Dann gibt es Vanilleeis!"


Restaurant Champor, Warthestraße 5, Denning/Bogenhausen

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