Beim König der Szene

Seit 150 Jahren steht die Deutsche Eiche in der Reichenbachstraße. Das Hotel mit Wirtschaft und Badehaus hat sich zum Integrations-Ort entwickelt. Ein Künstler-, Viertel- und Szenetreff
Laura Kaufmann |
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Dietmar Holzapfel auf dem Dach der Deutschen Eiche. Hier hat er einen Panoramablick über die ganze Stadt.
Petra Schramek 4 Dietmar Holzapfel auf dem Dach der Deutschen Eiche. Hier hat er einen Panoramablick über die ganze Stadt.
Zum Hotel gehört die schöne, alte Wirtschaft. Holzapfel und Sattler haben sie hergerichtet, hier schaut das ganze Viertel gern vorbei.
Petra Schramek 4 Zum Hotel gehört die schöne, alte Wirtschaft. Holzapfel und Sattler haben sie hergerichtet, hier schaut das ganze Viertel gern vorbei.
Im Badehaus gibt es Gelegenheit zur Zweisamkeit
Petra Schramek 4 Im Badehaus gibt es Gelegenheit zur Zweisamkeit
Ein luxuriöseres der 36 Zimmer (Doppelzimmer gibt es ab 139 Euro die Nacht).
Petra Schramek 4 Ein luxuriöseres der 36 Zimmer (Doppelzimmer gibt es ab 139 Euro die Nacht).

Die Geschichten über die Deutsche Eiche sind so legendär, für Münchner Historiker gehören sie zum Grundwissen. Bilder im Restaurant erinnern an diese Zeiten, und Dietmar Holzapfel erzählt regelmäßig davon, wenn er Gruppen durch das Hotel führt: Von Fassbinder, der sich heftig in Schankkellner Armin verliebte und sich mit ihm gleich am ersten Abend ein Zimmer nahm, von Queen-Sänger Freddie Mercury und seinen wilden Feiern.

Manche reagieren interessiert, andere pikiert. Holzapfel ist das gewöhnt, wenn ihm 14-jährige Jungs nicht mehr in die Augen schauen können, wenn er eine Schulklasse durch das gigantische, Badehaus mit seinen Liebes-Ecken führt.

Für seine Integrationsarbeit hat die Deutsche Eiche gerade eine Tafel am „schwulen Maibaum“ bekommen, „das war uns eine Ehre“, sagt der Wirt. Seit 150 Jahren existiert das Hotel mit Wirtshaus, von der Vorgänger-Wirtin Ella Reichenbach stammt der Spruch: „Bei mir verkehren zu 90 Prozent Künstler und 10 Prozent von Frauen enttäuschte Männer!“

Nach wie vor ist die Eiche eine Anlaufstelle für die Szene, und Holzapfel, der Wirt, engagiert sich damals wie heute für deren Standing in der Gesellschaft. Er kommt kaum zum Erzählen, auf der Lokalterrasse an der Reichenbachstraße sitzend – denn ständig bleiben Leute stehen, grüßen und wollen ein paar Worte wechseln.

Er hat sich ein Schnitzel bestellt, das gibt es mittwochs in der Eiche in allerlei Variationen für 6,50 Euro, montags kommt der Schweinsbraten für 6,90 Euro. Die Karte ist bayerisch international, vom Frühstück bis zum Abendessen werden die Gäste versorgt.

Als Holzapfel und sein Mann Josef Sattler die Eiche 1993 übernahmen, gab’s noch nicht einmal Toiletten in den Zimmern; seitdem ist renoviert und erweitert worden, was das Zeug hält, die beiden packen tatkräftig mit an. Holzapfel zeigt die Zimmer mit Eichenparkett, den weiten Blick über die Stadt von der Dachterrasse, die für jedermann geöffnet ist.

Für das Badehaus kommen Männer bis von Österreich aus angefahren, 1500 Quadratmeter auf vier Stockwerken, verschachtelt wie ein Labyrinth, mit Sauna, Tropenduschen, Möglichkeiten zum Zurückziehen. Das Publikum im Hotel wie im Lokal ist nach wie vor gemischt. Ein Ort der Integration eben.

„Wenn Junggesellen-Abschiede als Mutprobe zu uns kommen, geben wir ihnen erst einmal eine Stamperlrunde aus. Ich finde das witzig“, sagt Holzapfel, „das wollen wir doch, dieses Miteinander.“ Und: „In der Mitte der Gesellschaft ankommen – ist doch blöd. Wir wollen in unserem Anderssein akzeptiert werden.“


Reichenbachstraße 13, Restaurant täglich von 10 – 1 Uhr, Badehaus Mo. – Do. 12 – 7 Uhr, Fr 12 – Mo 7 Uhr, www.deutsche-eiche.com, Tel.: 23 11 66-0

 

 

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