Bar Inkognito

Aus der urigen Schwulenkneipe Pop-As ist „The Wedding Chapel“ geworden, eine Szenebar, die möglichst unerkannt bleiben will. 
von  Florian Zick
Optisch ist das Wedding Chapel eine Hommage an das Vorgängerlokal, die Schwulenbar Pop-As. Mittlerweile verkehrt dort aber vor allem junges Szene-Publikum.
Optisch ist das Wedding Chapel eine Hommage an das Vorgängerlokal, die Schwulenbar Pop-As. Mittlerweile verkehrt dort aber vor allem junges Szene-Publikum. © Daniel von Loeper

Aus der urigen Schwulenkneipe Pop-As ist „The Wedding Chapel“ geworden, eine Szenebar, die möglichst unerkannt bleiben will. 

Was man als Szenebar natürlich zu allererst braucht, ist ein Mythos. Und wenn man sich einen Namen machen will, ist nichts so gut geeignet wie der Mythos der Nicht-Existenz[/INI_3]. Wer so tut, als ob es einen gar nicht gäbe, der macht sich interessant. Und so bekommt man im The Wedding Chapel auf die Frage, was es mit dem Namen auf sich hat und mit der Bar allgemein, erst einmal eine schwarze Visitenkarte mit der aufgedruckten Bitte gereicht, im Netz möglichst nichts über die Bar zu posten.

Aber aller Schweige-Abkommen zum Trotz: Es spricht sich natürlich doch herum. Wer vom Sendlinger Tor die Thalkirchner Straße entlangläuft, der stößt auf der rechten Seite recht bald auf den Eingang zu einem schmalen Lokal. Früher war dort die Schwulenbar Pop-As zu finden. Als deren Inhaber seinen Laden aufgeben wollte, meldete er sich bei Markus Frankl direkt nebenan in der „Schnellen Liebe“. Frankl holte seinen Wirte-Kollegen Robinson Kuhlmann dazu und der Deal war gemacht. Gemeinsam betreiben die beiden nun das Wedding Chapel, eine Hochzeitskapelle für Nachtschwärmer mit Sinn fürs Urige.
 
Viel umgebaut haben Frankl und Kuhlmann nicht, beziehungsweise: besonders viel Neues haben sie nicht hineingestellt. Aus der eckigen Bar wurde eine längliche, von der Decke hängen jetzt kopfüber Stehlampen, auf der Stirnseite sind nun viele kleine Tischchen installiert. Aber im Großen und Ganzen ist der rustikale Charme der früheren Boazn erhalten geblieben. 
 
Dem Bayrisch-Rapper Liquid hat es im Wedding Chapel bei seinem ersten Besuch so gut gefallen, dass er dort nun auch sein neues Video gedreht hat. Münchner Bier konnte er dabei allerdings nicht trinken, die Bar serviert ausschließlich Beck’s (3,50 Euro). Dafür ist das Cocktail-Angebot ganz interessant. Neben Standards wie Cuba Libre oder Gin Tonic gibt es auch fünf hauseigene Kreationen, zum Beispiel den Honey Moon mit Zitrone, Honig, Rum und Apfel oder den Bachelor’s Dream mit Maracuja, Apfel, Curacao und Wodka (je 8 Euro).
 
Die mit Schirmchen und Früchten angerichteten Drinks sind zumindest optisch eine kleine Hommage an das Pop-As. Und wer weiß, vielleicht wird aus dem Mythos der Nicht-Existenz irgendwann der Mythos hervorragender Cocktails, der das Wedding Chapel bekannt macht.
 
Thalkirchner Straße 12, Do. bis Sa. 20-3 Uhr
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