Backen an der Front: Die Kamps-Ansage

Brötchen-Macher aus dem Norden will jetzt Anteile in München erobern – mit „Front-Baking“ und Open-Face-Sandwiches
Draußen am Sendlinger Tor schützen sich die Münchner mit hochgeklappten Mantelkrägen vor der steifen Brise. Durch die großen Fensterfronten des neuen Ladens am Eck dringt allerdings der Sonnenschein – und fällt auf einen lächelnden Jaap Schalken: „Wir glauben, dass die Backwaren in Süddeutschland nicht gerade die höchste Qualität im Land haben“, sagt der gerade freundlich.
„Unsere Semmeln schmecken auf jeden Fall besser. Bei den Brezn weiß ich es nicht genau, aber sie kommen hier warm direkt aus dem Ofen.“
Mit „Wir“ meint er den Bäckerei- Giganten „Kamps“ mit 650 Filialen, dessen Geschäftsführung der Holländer vorsitzt. Im Norden ist „Kamps“ längst präsent. Die Firma expanidert mit neuem Konzept deutschlandweit, später soll das Ausland folgen. Jetzt, Anfang März 2011, hat die erste „Kamps-Backstube“ in München aufgemacht. Fünf bis zehn Filialen soll der Großraum München über die nächsten Jahre bekommen.
Es ist quasi eine preußische Kampf-, pardon: Kamps-Ansage an die hiesigen Filialbäcker wie Müller oder Rischart, Zöttl oder Wimmer. „Backwaren sind unsere Stärke, aber mit den Bäckereien in der Stadt konkurrieren wir nicht“, sagt Schalken, „wir haben hier noch guten Kaffee und Frühstücksangebote, Suppen und Salate.“
Die Idee: Die Kunden haben vollen Einblick in die verglaste Backstube neben der Verkaufstheke, von wo aus Brote, Brezn und Plunderteile noch warm in die Regale wandern. „Front-Baking“ heißt das bei Kamps. 40000 Euro hat die hochtechnologische Backstubenausstattung gekostet. „Damit erreichen wir die Qualität, auf die wir stolz sind“, sagt Schalken.
Zugegebenermaßen ist das noch warme Brot weich, mit knuspriger Kruste, die das Gebäck süß, ohne klebrig zu sein. Auf Holzbänken ist außerdem Platz für Gäste, die mittags eine Tagessuppe (5,29 Euro) aus dem Brotlaib löffeln wollen, einen Kaffee trinken oder sich ein sogenanntes „Open-Face-Sandwich“ nach ihren Wünschen belegen lassen.
Die ersten Münchner, die in die Backstube kommen, fragen aber vor allem nach „Franzbrötchen“, dem süßen Lieblingsteilchen der Hamburger, sagt die Filialleiterin. „Die Münchner sind neugierig auf uns, das macht richtig Spaß.“ Die Semmeln (0,29) heißen in der Vitrine auch so bayerisch, aber daneben tummeln sich „Laugenbrötchen“ (0,65) und sogar „Berliner“.
Außerdem die Kamps-Spezialität „Wuppies“, ein kleines, eckiges Zimt- oder Schokolade-Gebäck, und der deutschlandweite Bestseller, der Streuseltaler. „Wir nehmen von all unseren Standorten Spezialitäten ins Sortiment auf“, sagt Jaap Schalken. „Und ich hoffe, auch die Münchner finden uns nett.“
Sendlinger Straße 47, Mo. bis Fr. 7 – 20 Uhr, Sa. 8 – 18 Uhr, So. 9 – 12 Uhr, www.kamps.de