Aus frischer Röstung

Schwarz, stark, bitter? Eine Kaffee-Rösterei in der Rumfordstraße zeigt, dass es auch ganz anders geht.
von  Daniel Gahn
Meister des Kaffeeröstens (v. l.): Simon ter Haseborg, Wolfgang Helmreich und Alexander Vits in der Kaffeerösterei mit Café in der Rumfordstraße.
Meister des Kaffeeröstens (v. l.): Simon ter Haseborg, Wolfgang Helmreich und Alexander Vits in der Kaffeerösterei mit Café in der Rumfordstraße. © Daniel von Loeper

Kaffee ist nicht gleich Kaffee. Seit einiger Zeit schwappt eine neue Kaffeewelle über München. Schwarz und stark war gestern, heute trinkt man den Kaffee ein bisschen heller und geschmacklich muss es auch nicht immer nur bitter sein. Third Wave nennt sich diese Bewegung, die für einen bewussteren Kaffeegenuss steht. Früher, in der ersten Phase nach dem Krieg, wurde Kaffee zu einem Industrieprodukt und war plötzlich überall erhältlich. Irgendwann kam die nächste Phase, in der „Coffee to go“, Kaffeepads und Kapseln allgegenwärtig wurden.

Jetzt beginnt die Phase der Entschleunigung. Die Kaffeerösterei Vits ist hierfür ein ziemlich gutes Beispiel. Seit 2006 röstet Alexander Vits seinen eigenen Kaffee in der Rumfordstraße. Vorher war er Unternehmensberater, bis ihn auf einer Spanienreise das Kaffeefieber packte und er den Entschluss fasste seinen eigenen Kaffee zu rösten.

Das Besondere am Vits ist die Tatsache, dass hier der Gast nicht nur hausgerösteten Kaffee kaufen (ab 5,90 Euro für 250 Gramm) und trinken kann, man kann sogar beim Rösten zusehen. In einer Ecke des Cafés ist die Rösterei, die auf den ersten Blick etwas unscheinbar wirkt. Wenn der Duft von frisch geröstetem Kaffee aus der Rösttrommel steigt, wird sofort klar, dass Kaffee im Vits besonderen Stellenwert einnimmt.

„Wir haben früher Kaffee falsch getrunken“, sagt Vits und meint damit die Zeit, in der Kaffee möglichst günstig, heiß und stark getrunken wurde. In seinem Café kann der Gast aus unterschiedlichen Kaffees und Zubereitungsformen wählen. Der Cappuccino kommt stilecht aus einer italienischen Siebträgermaschine von La Marzocco.

Noch ein bisschen ausgefallener sind die fragilen Handfilter-Maschinen des japanischen Herstellers Hario. Hier wird auf Grad und Gramm genau die richtige Mischung aus Kaffee und Wasser zubereitet. Das Ergebnis ist ein Kännchen Kaffee, aus dem eine Vielfalt an Aromen in die Nase steigt. Für die einen riecht es fruchtig, für andere hat der handgebrühte Kaffee eine angenehm säuerliche Note. „Es ist fast wie beim Wein: Auch Kaffee ist ein unendliches Spielfeld mit vielen unterschiedlichen Aromen“, erklärt Vits.

vitsderkaffee.de, Rumfordstr. 49, Telefon: 23 70 982-1, Mo. bis Fr. 8 bis 19 Uhr, Sa. 10 bis 18 Uhr

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