Essen, lesen, lieben: Einblicke ins Kirchenleben

Bedford-Strohm führt bald Bayerns Protestanten. Hier redet er über Eier, sein Auto, Facebook, Fairtrade-Espresso – und über sich. Ein Interview, das einen Menschen (ein bisschen) erklärt
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„Viel reden, viel miteinander teilen, das schafft Vertrauen. Wir haben vor ein paar Tagen unseren 26. Hochzeitstag gefeiert – und sind noch so glücklich wie am Anfang“: Heinrich Bedford-Strohm mit Ehefrau Deborah nach seiner Wahl in München.
dpa „Viel reden, viel miteinander teilen, das schafft Vertrauen. Wir haben vor ein paar Tagen unseren 26. Hochzeitstag gefeiert – und sind noch so glücklich wie am Anfang“: Heinrich Bedford-Strohm mit Ehefrau Deborah nach seiner Wahl in München.

München -  Ein bisschen weiß man natürlich schon über den neuen Bischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche. Dass er Heinrich Bedford-Strohm heißt, 51 Jahre alt und Uniprofessor aus Bamberg ist – und sich im sechsten Wahlgang gegen seine Mitstreiter Susanne Breit-Keßler und Helmut Völkel durchgesetzt hat. Im Herbst tritt er die Nachfolge von Johannes Friedrich an. Er lässt seine SPD-Mitgliedschaft ruhen, plädiert für höhere Steuerbelastung von Wohlhabenden und möchte sich auch mal in die Politik einmischen, sagt er.
So weit, so gut.
Doch wer ist der Mann an der Spitze der bayerischen Protestanten wirklich? Verheiratet mit Psychotherapeutin Deborah, Vater von drei Söhnen. Eine Annäherung in 21 Fragen.

AZ: Herr Bedford-Strohm, was ist Ihr wichtigstes Anliegen als Bischof?
HEINRICH BEDFORD-STROHM: Ich will die Gottesdienste stärken. Außerdem möchte ich versuchen, die Menschen anzusprechen, die von der Kirche enttäuscht sind.

Da haben Sie als evangelischer Bischof vielleicht einen kleinen Vorteil gegenüber dem skandalgebeutelten katholischen Kollegen, glauben Sie nicht?
Nein, denn wenn es Probleme gibt, betrifft das alle Christen.

Hier können Sie drei Bücher empfehlen. Welche sind das?
Die Bibel. – Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft von Dietrich Bonhoeffer. – Owen Meany von John Irving.

Ihr letzter Lustkauf?
Eine Packung Fairtrade-Espresso im Eine-Welt-Laden. Ich liebe Espresso und dazu eine Mokkatorte.

Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?
Käsespätzle, aber ein Rindersteak wäre auch nicht schlecht.

Welches Auto fahren Sie?
Einen VW Fox in der Basisausstattung ohne Schnickschnack. Weil da aber nur vier Personen reinpassen, überlegen wir, einen anderen Wagen anzuschaffen.

Was sind Ihre Hobbys?
Ich spiele Geige und Fußball im Altherrenverein von Aicha und Ahorn. Als passiver Fußballfan und Franke fiebere ich mit dem 1. FC Nürnberg mit. Aber auch die Münchner Vereine schaue ich mir gerne an. Sobald wir nach München umziehen, werde ich dazu mehr Gelegenheit haben.

Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne einmal zu Abend essen?
Mit Barack Obama oder Nelson Mandela.

Mögen Sie lieber Bier oder Wein?
Beides gerne. An einem lauen Sommerabend liebe ich es, im Biergarten ein kühles Weißbier zu trinken. Mit meiner Frau trinke ich am Abend zu Hause gerne Rotwein, am liebsten aus Franken oder Südafrika.

Warum gerade Südafrika?
Ich bin außerplanmäßiger Professor an der Uni Stellenbosch in der Nähe von Kapstadt. Für mich ist Südafrika schon ein bisschen zur zweiten Heimat geworden.

Wie mögen Sie Ihr Frühstücksei: Hart oder weich?
Ei gibt's am Morgen nur, wenn ich im Hotel bin. Und dann mag ich am liebsten Rührei. Zu Hause trinke ich einen Kaffee und esse dazu ein Brot mit Honig. Dann lese ich eine halbe Stunde lang die Zeitung und wecke die Kinder auf. Ich schmiere ihre Frühstücksbrote, und das dauert, denn jedes will etwas Anderes draufhaben.

Haben Sie ein Facebook-Profil?
Ja. Ich ignoriere aber die meisten Anfragen, weil ich mein Profil mehr für die Familie und enge Freunde benutze. Und bevor Sie fragen: Ein iPhone habe ich auch.

Was macht Sie glücklich?Es berührt mich sehr, wenn ich Leid erlebe. Umso glücklicher macht es mich, wenn die Würde des Menschen respektiert wird. Und dann macht es mich glücklich, dass ich mich in der Tiefe meiner Seele von Gott behütet fühle und wenn es meiner Familie gut geht.

Was mögen Sie an sich besonders?
Meine Fähigkeit, mit Menschen in Kontakt zu kommen.

Ihr Lieblingsschauspieler?
Ulrich Tukur. Und die Ermittler aus dem Münchner Tatort, das ist für uns am Sonntag sowieso Pflichtprogramm.

Und Ihre Lieblingsband?
Quadro Nuevo.


Welchen Film haben Sie zuletzt im Kino gesehen?

Vincent will meer. Ein wunderbarer Film.

Haben Sie ein Lieblings-Urlaubsziel?
Schweden, da war ich schon in meiner Kindheit. Und in Südafrika die Region um Kapstadt.

Wie sieht der perfekte Sonntag bei Ihnen aus?
Ich stehe gegen sechs Uhr auf und höre mir auf der Terrasse die Vögel an. Dann frühstücke ich mit meiner Familie und gehe mit meiner Frau in den Gottesdienst. Nach dem Mittagessen lese ich bei einem Espresso lange in der Zeitung. Manchmal muss ich auch noch was für die Uni vorbereiten.

Was ist das Geheimnis einer guten Ehe?
Viel reden, viel miteinander teilen, das schafft Vertrauen. Wir haben vor ein paar Tagen unseren 26. Hochzeitstag gefeiert – und sind noch so glücklich wie am Anfang.

Denkt ein Uniprofessor anders über den Fall zu Guttenberg als ein zukünftiger Landesbischof?
Nein, in beiden Fällen gilt: Es ist gut, wenn die Wahrheit gleich auf den Tisch kommt, dann kann demjenigen, der Fehler macht, auch gleich vergeben werden.

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