Eschensterben in München: Viele Bäume sind gefährdet

Besonders in den Münchner Isarauen sind viele Bäume gefährdet. In der AZ erklärt der zuständige Förster, was er jetzt tun muss.
von  Gaby Mühlthaler
Mit Hund und Laptop: Michael Matuschek im Einsatz im Wald. Links: Gefällte Eschen im Osten der Stadt.
Mit Hund und Laptop: Michael Matuschek im Einsatz im Wald. Links: Gefällte Eschen im Osten der Stadt. © Gaby Mühlthaler

München - Borkenkäfer, Asiatischer Laubholzbockkäfer (ALB) und ein gefährlicher Pilz – diese Schädlinge machen den Forstverwaltungen heftig zu schaffen. Während 2018 keine Spuren des ALB mehr entdeckt wurden, stehen nun die Eschen ganz oben auf der To-do-Liste. Betroffen sind vor allem die Isarauen, wo die Bäume in München vorwiegend wachsen.

Am Flussufer drohen bei Wind erkrankte Bäume umzufallen

Michael Matuschek freut sich immer auf die Zeit, wenn die Natur im Winterschlaf liegt. Dann kann der Revierförster, der große Waldflächen im Osten Münchens und des Umlands betreut, planen: "Ich picke mir die schönsten Sachen raus und überlege, was man für den künftigen Wald tun muss". Heuer wird Matuschek allerdings keine Muße dafür finden: Wegen des Eschentriebsterbens rücken die Waldarbeiter auch in der stillen Zeit aus.

Unterwegs an der urbanen Isar: Stadt am Fluss

Der Pilz "Falsches Weißes Steinbrecherchen" lässt die Triebe der Eschen absterben. Ist der Baum erst mal geschwächt, schlägt im Stamm- und Wurzelbereich der Hallimasch, ebenfalls ein Pilz, zu. Nun droht an Wegen und Schienen Gefahr durch umfallende Bäume. "Der Hallimasch ist weiter, als wir dachten", sagt Matuschek. "Die Anzahl der gefällten Eschen geht in die 10.000. Eine ruhige Zeit habe er nicht gehabt, denn "außerhalb der Vegetationsperiode gibt es weniger Schäden an Nachbarbäumen, wenn gefällt wird".

Die Förster sind gut vorbereitet

Matuschek und sein Team sind zwischen den Feiertagen erstmal damit beschäftigt, in den Isarauen "Gefahrenbäume" zu entnehmen. "Sie können bei Wind umfallen. Im dichten Wald sind sie kein Problem, das Totholz bietet einer Vielzahl von Tieren wie Fledermäusen, Hirsch- und Juchtenkäfern Unterschlupf". So wird möglichst nur die Krone entfernt, der Torso bleibt stehen. Nicht nur junge Eschen sind vom Pilz befallen, sondern auch Bäume von 150 Jahren und mehr. Die will Matuschek so lange erhalten wie möglich, erst geht es den jüngeren an den Kragen.

Der Revierförster ist gut vorbereitet: "Wir konnten uns auf das Eschensterben einstellen und haben schon vor vier Jahren junge Bäume unter die Eschen gepflanzt. Es ist eine breite Mischung von Eichen, Kirschen, Moorbirken und anderen, damit Schädlinge nur einzelne Arten angreifen können". So wachsen bereits Bäume nach, wenn die Eschen weichen müssen. Die sorgen selbst kräftig vor für ihren Erhalt, sagt Matuschek: "Die Esche verjüngt sich in sehr hohen Stückzahlen. Wir hoffen, dass einige junge Bäume resistent gegen den Pilz sind". Man habe gelernt, dass die Natur vorwiegend Rein-Bestände produziere. In den Isarauen seien 80 Prozent der Bäume Eschen.

Breite Allianz gegen das Eschensterben

Wegen des Eschentriebsterben hat sich laut Michael Matuschek eine breite Allianz vom Wasserwirtschaftsamt über die betroffenen Kommunen bis hin zu den Bayerischen Staatsforsten zusammengefunden, gemeinsam will man die Schäden so behutsam wie möglich in den Griff bekommen.

"Das lief bisher sehr gut, bei der Sicherung des Isar-Radwegs hat das Landratsamt München die Federführung". Zwar bündeln heuer die Eschen die Arbeitskraft von Matuschek, die Routineaufgaben vor der Frostperiode sind dennoch geschafft. "Die Pflanzungen sind durch, es waren 35.000", sagt der Förster. Und der Borkenkäfer, der "seit 2015 die stadtnahen Altbestände der Fichten zerbröselt", wird erst bei Wärme wieder aktiv.

Vielleicht findet Matuschek jetzt zwischen den Jahren doch einmal Zeit, "einen kapitalen Hirsch zu beobachten. Oder an Fährten abzulesen, was sich im Tierreich tut".

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