Escada vor dem Aus - Tausende bald arbeitslos?

Dem berühmten Münchner Mode-Konzern Escada droht die Insolvenz. 2300 Beschäftigte könnten bald arbeitslos sein. Es wäre der Untergang einer großen Marke, die selbst Weltstars nicht retten konnten.
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Endzeitstimmung im Schaufenster bei Escada.
dpa Endzeitstimmung im Schaufenster bei Escada.

MÜNCHEN - Dem berühmten Münchner Mode-Konzern Escada droht die Insolvenz. 2300 Beschäftigte könnten bald arbeitslos sein. Es wäre der Untergang einer großen Marke, die selbst Weltstars nicht retten konnten.

Die Fashionistas staunen. Es gibt Champagner und Fingerfood, aber keine neuen Kreationen. Bei der Berlin Fashion Week kürzlich zeigt Escada am Abend nur eine Retrospektive. Highlights aus den Kollektionen der letzten 30 Jahre. Ein vorgezogener Abschied vor dem Schicksalstag am Dienstag. Um 15 Uhr lief die Frist ab, bis zu der ein Großteil der Escada-Gläubiger auf seine Forderungen verzichten sollte. Ansonsten droht dem Konzern die Insolvenz – und 2300 Beschäftigten weltweit das Aus.

Das Luxus-Label von einst – heute ein Sanierungsfall mit einer 200 Millionen Euro schweren Anleihe. Die Goldknöpfe, mit denen alles angefangen hat, glitzern nicht mehr. Damals, 1976, in der Haute-Couture-Ära von Armani, Chanel, Dior, Valentino und Co, stehen sie für mondänen Chic, werden das Erkennungszeichen von Margaretha und Wolfgang Ley. Der Rheinländer besitzt ein Atelier in München, schneidert für das Kaufhaus Beck. Seine schwedische Frau, ein Ex-Model, überredet ihn zu einer Kollektion. Ihre Firma nennen sie „Escada“, nach einem Rennpferd. Er kümmert sich ums Geschäft, sie wird die Chefdesignerin, lässt sich das grelle Pink einfallen und die Goldknöpfe – als „Zeichen der überquellenden Lebensfreude der 80er“.

Ab 1983 ist Escada weltweit in den besten Läden und Lagen vertreten, von 1986 auch an der Börse. 1990 macht die Münchner Mode eine Milliarde Mark Umsatz. Keine Oscar- oder Bambi-Gala ohne Escada. 1992, mit nur 59, stirbt die Chefin, in der Branche „die mit den dicken Goldknöpfen“ genannt, an Krebs. Ihr Tod führt zur ersten von vielen Krisen des Konzerns. Der Witwer, der stolz darauf ist, „dass wir mit der Marke Escada Frauen selbstsicherer gemacht haben, weil unsere Mode Frauen passt und nicht für Kleidergröße 34 gemacht ist“, kauft verschiedene Marken, sucht sich ein Designer-Team – und verzettelt sich. „Ich bin kein Sanierer“, erkennt er, als es fast zu spät ist.

Auch Anna Netrebko und Angelina Jolie stoppen den Sinkflug nicht

Escada, einst das weltgrößte Label für Damen-Konfektion, rutscht immer mehr in die Schieflage. Investoren kommen und gehen. Brian Rennie, 20 Jahre lang der Vorzeige-Designer der Firma, wird 2006 gegangen. Auch Wolfgang Ley, inzwischen 67, tritt ab .

Das bremst den Sinkflug nicht. Den können auch in Escada gekleidete Stars wie Anna Netrebko und Angelina Jolie oder Bayerns frühere First Lady Karin Stoiber nicht aufhalten. Im März wird bekannt, dass die Firma einen Verlust von 70,3 Millionen Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr angehäuft hat. „Der Konzern hat Trends verpasst", erklärt der neue Chef Bruno Sälzer.

Ob es daran liegt, an der weltweiten Wirtschaftskrise oder hausgemachten Gründen – darüber sind sich Experten uneinig. Sicher scheint, das Label hat nichts hippes, es hinkt dem Zeitgeist hinterher, überlässt die wohlhabenden jungen Frauen Labels wie Dolce & Gabbana oder Zara, wirkt provinziell statt global. Dazu passt, dass sich 2008 die Republikanerin Sarah Palin als Escada-Fan geoutet hat.

rs

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