Es trifft fast alle Münchner Wirte: Öl-Krise in der Gastronomie

Lebensmittel sind teurer und zur Mangelware geworden. Ein Münchner Wirt schildert, wie er jeden Tag aufs Neue um Zutaten für seine Küche kämpfen muss.
von  Ruth Frömmer
Sukhraj Singh Multanis Lokal Maharani läuft gerade gut, doch die hohen Lebensmittelpreise machen dem Gastronomen Sorgen.
Sukhraj Singh Multanis Lokal Maharani läuft gerade gut, doch die hohen Lebensmittelpreise machen dem Gastronomen Sorgen. © Bernd Wackerbauer

München - "Früher bin ich einmal pro Woche zum Einkaufen gefahren", erzählt Sukhraj Singh Multani. Heute klappert der Wirt zweimal täglich seine Lieferanten ab. Denn es gibt Produkte, ohne die so gut wie keine Küche auskommt: Öl und Mehl.

Vor 15 Jahren hat Multani das alt eingesessene indische Restaurant Maharani am Stiglmaierplatz übernommen. Hier wird alles täglich frisch gekocht und Brot gebacken. Zum Braten und Frittieren der typisch indischen Spezialitäten wie Pakoras braucht's Öl. Sonnenblumenöl ist im Moment so gut wie nicht zu bekommen.

Münchner Gastronomen stehen Schlange für ein paar Liter Öl

Rapsöl gibt es noch, aber immer nur in kleinen Mengen. So muss Multani jeden Tag aufs Neue bei seinen Lieferanten anrufen, ob es welches gibt. Wenn er dort ankommt, stehen auch andere Wirte schon Schlange für ein paar Liter. Beim Weizenmehl ist es ähnlich.

Das beziehen die meisten Großhändler aus der Ukraine. Auch hier kommt es immer wieder vor, dass der Großhändler in der Früh um 6 Uhr eine Lieferung für 14 Uhr ankündigt. Wenn Multani es dann abholen möchte, stehen schon 30 weitere Wirte Schlange, die Regale sind entweder schon wieder komplett leer oder es gibt weniger als vereinbart.

Hinzu kommt, dass sich die Preise zum Teil verdreifacht haben. Früher hat Multani 10,99 Euro für zehn Liter Öl bezahlt. Heute sind es 25,90 Euro, manchmal geht es hoch bis 35 Euro. Auch der Mehlpreis habe sich verdreifacht. Fleisch und Gemüse kosten ebenfalls mehr als vorher. Hinzu kommt die viele Fahrerei in Kombination mit hohen Spritpreisen.

Thomas Geppert: "Jetzt sind die Gastronomen in der Kalkulation gefordert"

Dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga ist das Problem bekannt. Trotzdem sagt Landesgeschäftsführer Thomas Geppert: "Keine Panik!" Es gebe Engpässe, aber die seien tatsächlich auf Hamsterkäufe zurückzuführen, so Geppert.

Leere Regale im Großmarkt.
Leere Regale im Großmarkt. © privat

Einige Firmen haben ihre Waren rationiert und zum Teil für Gastro-Kunden kontingentiert. Geppert weiß: "Wir haben auch in Europa Mehl. Das Problem ist im Moment nur, dass die Mühlen wegen der großen Nachfrage nicht mit dem Mahlen hinterherkommen."

Eine Umfrage unter Dehoga-Mitgliedern hat ergeben, dass 63,4 Prozent der Betriebe mit Lieferengpässen konfrontiert sind. Bei Speiseöl sind es 95,4 Prozent, bei Mehl 53,6 Prozent. "Personal, Energie, Wareneinkauf, die Preise steigen. Jetzt sind die Gastronomen in der Kalkulation gefordert", so Geppert. Vielleicht wird der eine oder andere Wirt auch seine Speisekarten etwas anpassen müssen. "Die Herausforderungen für die Gastronomen sind enorm. Und das nach den finanziellen Einbrüchen in der Pandemie." Geppert spricht sich dafür aus, die gesenkte Mehrwertsteuer auf Speisen und Getränke zu entfristen.

Zum Glück hat Multani viele Stammgäste

Deshalb musste auch das Maharani schon vor einiger Zeit - wie fast alle Wirte - seine Preise erhöhen. Demnächst werden die Gerichte noch einmal teurer werden. Anders kann Multani diese Krise nicht bewältigen. Und das, obwohl sein Restaurant gut besucht ist. "Im letzten Monat hatte ich einen guten Umsatz", erzählt der Inder, "aber trotzdem habe ich aus meiner eigenen Tasche draufgezahlt."

13,90 Euro kostet zum Beispiel ein Chicken Tikka Masala, das beliebteste Gericht auf seiner Speisekarte, im Moment. Bald wird er 14,50 Euro verlangen müssen. Zum Glück hat Multani viele Stammgäste, die ihm und seinem Team die Treue halten.

Thomas Geppert beruhigt dennoch: "Wenn die Qualität stimmt, sind die Leute auch bereit, dafür zu zahlen."

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