"Es kennt sich kein Schwein mehr aus!"

Verwirrung um Kürzung von Lehrer-Stellen, Anwesenheitspflicht am Nachmittag in der Kritik.
München - Lehrerverband BLLV hat massiven Widerstand gegen Überlegungen der CSU-Fraktion zur Ausweitung der Präsenzpflicht von Lehrern an Schulen angekündigt.
„Das ist eine Frechheit“, sagte BLLV-Präsident Klaus Wenzel. „Das neueste Vorhaben der CSU erweckt den unguten Eindruck, dass Lehrkräfte nachmittags untätig zu Hause sitzen würden und ohnehin zu viel Freizeit hätten.“
Eine Projektgruppe der CSU soll derzeit den Ausbau der Ganztagsbetreuung ausloten. Eine der Vorsitzenden, Gudrun Brendel-Fischer, hatte dem BR gesagt: „Die Lehrer, die sich im Schuldienst befinden, müssen sich darauf einstellen, dass Schule über den ganzen Tag organisiert ist.“
Wenzel forderte daraufhin die „verantwortlichen CSU-Politiker“ auf, zur Kenntnis zu nehmen, dass sehr viele Lehrer mit ihrer Kraft bereits am Ende seien. „Sie gehen jetzt schon tagtäglich weit über ihre persönliche Belastungsgrenze, weil die Lern- und Arbeitsvoraussetzungen seit Jahren miserabel sind und sich kontinuierlich verschlechtern.“ Die meisten Kollegen seien ohnehin schon jeden Nachmittag an der Schule.
Die Co-Vorsitzende der CSU-Projektgruppe, Kerstin Schreyer-Stäblein, sagte: „Niemand muss in Sorge sein, dass wir mehr abverlangen als bisher.“ Mit der Ganztagsschule werde sich jedoch die Tagesstruktur der Kinder verändern und dem müsse Rechnung getragen werden. „Wir brauchen dafür verschiedene Unterstützungsvarianten.“ Die zusätzliche Arbeit solle nicht den Lehrern allein aufgebürdet werden, sondern auch zusätzlichen Mitarbeitern, wie Sozialpädagogen. „Ausschließen kann man zu Beginn der Debatte aber nichts.“
Das Wirrwarr um die Streichung von Lehrer-Stellen verunsichert währenddessen die Gemeinden. „Entschuldigung, aber es kennt sich kein Schwein mehr aus“, schimpfte der Präsident des Bayerischen Gemeindetages Uwe Brandl. Kultusminister Spaenle hatte die Streichung von 830 Lehrerstellen zum nächsten Schuljahr angekündigt. Ministerpräsident Seehofer intervenierte. Nun heißt es, es würden nur 196 Stellen gekürzt.