Es ist wieder Auer-Dult in München: Eine Dult wie gemalt

München - Seit 40 Jahren lebt Jürgen Meyer-Andreaus (89) mittlerweile in der Au. Geboren zwischen Hamburg und Berlin, aufgewachsen in der DDR, zieht der gelernte Steinmetz und studierte Architekt schließlich von Berlin über Schweden und Mexiko nach München.
Anwohner malt die Auer-Dult: "Muss man vor Ort spüren"
Seine Liebe zum Malen begleitet ihn seit jeher. "Ich bin kein Sonntags-Freizeit-Maler. Ich male schon, seit ich auf den Tisch gucken kann", sagt Meyer-Andreaus von sich selbst. Aquarellmalerei ist für ihn mehr als nur Beschäftigung. 20 Jahre lang zeichnete er für den "Münchner Stadtanzeiger" und die "Süddeutsche Zeitung". Er fängt an, Kalender und Postkarten zu malen – mit Motiven aus München, wie zum Beispiel das Timofej-Kircherl – und der Welt.

Immer wieder geht er auf Reisen quer durch Europa und Nordafrika, hat schon den Big Ben in London oder Sanaa, die Hauptstadt des Jemen, gezeichnet. Warum er dann auch die Auer Dult malt? "Ich werde immer gefragt, warum ich so viel reise. Nun ja, die Motive kommen schließlich nicht zu mir", sagt er und lacht. Die Auer Dult wiederum habe er ja direkt vor der Nasenspitze, Meyer-Andreaus wohnt 200 Meter vom Mariahilfplatz entfernt. Nicht nur deshalb ist die Dult für ihn ein beliebtes Motiv.
Die Geschichte mache das Fest so besonders. "Das Historische auf der Auer Dult strahlt, das muss man vor Ort spüren. Wie Goethe im Faust schreibt, sehe ich das so: 'Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen!'. Spüren muss man das."
Bekannt wie ein bunter Hund: Der Anwohner, der jedes Jahr die Auer Dult in München malt
Vor allem den Auf- und Abbau der Dult begleitet er gerne künstlerisch. Der AZ hat er eines seiner Aquarelle zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Aufbau der Kirchweihdult im November 2023.
Die Auer Dult wird er auch dieses Jahr wieder jedes Mal besuchen. "Ich habe dieses Spektakel drei Mal im Jahr direkt vor der Tür. Das lasse ich mir nicht entgehen", sagt er. Jährlich fallen ihm neue Motive auf. Gerade die Montage der Fahrgeschäfte fasziniert ihn derzeit. Einige Standl verkaufen seine Aquarellmotive auch, erzählt er.
Für Meyer-Andreaus ist ein Besuch auf der Dult immer mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden, auch wenn er nicht malt: "Ich bin dort bekannt wie ein bunter Hund. Für einen Besuch muss ich ausreichend Zeit einplanen", erzählt er und freut sich schon auf die familiäre Atmosphäre. Und wer weiß, vielleicht entstehen schon bald Bilder von der Maidult.
Was die Standl-Betreiber in München zur Auer Dult sagen:
"Wie eine große Familie": Trotz Aufwand fährt Heike Höhn immer gern aus Unterfranken auf die Auer Dult

"Mein elterlicher Betrieb ist schon seit 50 Jahren auf der Auer Dult. Mein Vater war Korbmacher, ich selbst habe den Stand 1997 übernommen. Wir kommen aus Sand am Main in Unterfranken, das ist eine Korbmacherstadt, in der auch noch die Weide wächst. Bei mir ist alles handgemacht, ich verkaufe es mit Liebe und Leidenschaft. Ich war schon als kleines Kind auf der Auer Dult dabei. Auf der anderen Straßenseite war damals ein Kindergarten. Da war ich tagsüber untergebracht, während meine Eltern am Stand gearbeitet haben. Wir achten auf eine gute Qualität der Waren. So ein Weidenkorb hält zehn oder sogar 15 Jahre, das ist sehr nachhaltig. Ich sage gerne: Gib der Plastiktüte einen Korb! Es ist zwar schon immer ein großer Aufwand, aus Unterfranken hierher zu fahren. Aber ich mag die Leute und die Atmosphäre auf dem Mariahilfplatz. Wir haben lauter nette Kunden. Auch das Miteinander der Händler gefällt mir. Wir sind wie eine große Familie, es gibt keinen Neid. Wenn man sich dann zur Herbstdult nach einem halben Jahr wieder sieht, ist das immer sehr schön."
"Jeder hilft jedem, trotz Konkurrenz": Heidemarie Steindl hat ihre Dult-Leidenschaft an ihre Tochter weitergegeben

"Heuer habe ich gleich zwei Mal ein Jubiläum: Ich werde 70 und seit 45 Jahren bin ich auf der Auer Dult. Sie ist ein Familienfest, gut für Kinder, gemütlich und mit vielen Traditionen. Es gibt hier alles mögliche zu entdecken, von Gewürzen über Socken bis hin zu Geschirr. Das ist ganz wichtig für die Auer Dult. Früher war hier der größte Geschirrmarkt Deutschlands, er ging vom Mariahilfplatz bis hinunter zum Volksbad. Sonst hat sich aber nicht allzu viel verändert, die Tradition wird hier beibehalten. Ich bin nicht nur auf der Auer Dult, sondern auch auf der Wiesn und auf den Christkindlmärkten mit meinem Standl. Das ist schön: Immer wieder ein anderes Fest. Bei den Gästen sind vor allem meine Schweinswürstl und meine XL-Bratwürste beliebt. Und meine Fischsemmeln – da bin ich die Beste! Denn da ist viel Fisch drin, das muss schon so sein. Es gibt jedes Mal ein Erlebnis, weil immer wieder etwas anders ist. Wir freuen uns immer, unsere Kollegen wiederzusehen. Man ist froh, wenn es allen gut geht und leidet mit, wenn jemand gestorben ist. Wir sind ganz eingeschworen: Jeder hilft jedem, trotz Konkurrenz. Darum macht man das hier auch so gerne. Meine Tochter ist jetzt auch schon seit ungefähr 15 Jahren auf der Auer Dult mit einem eigenen Stand. Ich habe ihr das sozusagen in die Wiege gelegt, sie war schon immer mit dabei – sogar schon im Babybauch."
"Nicht wie ein Kaufhaus": Lederhändlerin Edda Driebe schätzt die familiäre Atmosphäre auf der Auer Dult

"Ich bin schon seit circa 20 Jahren auf der Auer Dult und habe sehr viele Stammkunden. Das finde ich nett: Die kommen auch, wenn sie nichts kaufen, einfach nur zum Ratschen. Sie erzählen mir zum Beispiel, dass ihre Geldbörse immer noch hält, oder wie es ihnen geht. Die Leute kommen also auch, um ein Schwätzchen zu halten. Manche bringen mir auch Bilder oder wollen ein Foto mit mir zusammen machen. Das ist das Besondere an der Dult: Es ist nicht wie ein Kaufhaus oder ein Online-Shop. Hier hat man noch den persönlichen Kontakt und die Beratung. Man kann die Qualität direkt anschauen und ausprobieren, wie sich das Leder anfühlt oder wie viele Karten in die Geldbörse passen. Kleine Läden, in denen das geht, gibt es sonst ja kaum noch. Die Auer Dult ist etwas ganz Familiäres. Mit den Karussells und Fahrgeschäften gibt es auch etwas für die Kinder. Die Stammkunden kennen ihre Standbetreiber auch schon, ähnlich wie es früher mit den Tante-Emma-Läden war. Die werden jetzt auch wieder beliebt, weil die Leute nicht einfach nur zum Einkaufen kommen, sondern sich auch austauschen. Ich bin ein begeisterter Dult-Mensch. Das muss man auch sein, wenn man hier verkauft, sonst sollte man es bleiben lassen. Die Kunden merken, ob jemand mit Freude und Leidenschaft dabei ist."
Maidult: Öffnungszeiten und Programm
Am Samstag, 27. April um 11 Uhr startet die Maidult und damit auch die Auer-Dult-Saison auf dem Mariahilfplatz. Die Maidult ist täglich bis Sonntag, 5. Mai offen –Verkaufsbeginn ist immer um 10 Uhr, die Schaustellerbetriebe starten um 10.30 Uhr. Schluss ist dann jeweils um 20 Uhr am Abend. 250 Geschäfte bieten ihre Waren an, dazu kommen zahlreiche Fahrgeschäfte und Schausteller-Standl, vom Autoscooter bis zum Russenrad, das seit letztem Jahr wieder auf der Dult steht.
Dieses Jahr hat die Fischer Vroni ein neues Zelt, es gibt ein zusätzliches öffentliches WC auf dem Gelände und der Biergarten wurde vergrößert. Für Familien ist der Dienstag interessant: Da gibt es ermäßigte Preise bei den Schaustellern, Bänke für müde Eltern, Wickelstationen und Kinderwagenparkplätze. An fünf Tagen gibt es außerdem zweistündige Führungen über die Dult, inklusive Verkostungen und Fahrt mit dem Russenrad.