Es hagelt Anwohnerbeschwerden: Kreuzung in München sorgt für mächtig Ärger

Die neue Markierung an der Landshuter Allee in München bringt viel neuen Stau und eine Gefahrenstelle für Unfälle. Jetzt attackiert die FDP das Klimareferat – und fordert, dass der "Murks" verschwindet.
von  Irene Kleber
Die Busspur führt direkt an der Luftgüte-Messstation des Bayerischen Landesamts für Umwelt (rechts im Bild) vorbei – Autos passieren die Messstelle jetzt mit entsprechend mehr Abstand auf der einzigen Autofahrspur ganz links.
Die Busspur führt direkt an der Luftgüte-Messstation des Bayerischen Landesamts für Umwelt (rechts im Bild) vorbei – Autos passieren die Messstelle jetzt mit entsprechend mehr Abstand auf der einzigen Autofahrspur ganz links. © Sigi Müller

München - Vom Leonrodplatz kommend stadteinwärts auf den Ring an der Landshuter Allee einzubiegen – das war für Autofahrer noch nie ein flüssiges Fahrvergnügen. Seit diesem Sommer aber braucht's hier in Neuhausen wirklich gute Nerven – und höchste Konzentration. Denn plötzlich ist vor der Riesenkreuzung an der Nymphenburger Straße nur noch eine Fahrspur (statt zwei) in Richtung geradeaus abmarkiert.

Die zweite (neuerdings nur noch für Rechtsabbieger) endet hinter der Kreuzung abrupt in einer neuen Busspur für die Linien 53, 63 und 153. Die Spur hat die Stadt im Juni im Zuge des Luftreinhalteplans eingerichtet. Die Folge: neue, lange Rückstaus mit dicker Luft für die Anwohner bis zum Platz der Freiheit. Autofahrer, die erschrocken mitten in der Kreuzung das Lenkrad herumreißen und andere Fahrer schneiden. Autos, die Ampelübergänge für Fußgänger und Radler und auch die Tram blockieren. Gehupe, Gestank und Lärm.

"Ein kompletter Murks": Kritik an neuer Busspur in der Landshuter Allee

"Ein kompletter Murks ist diese Busspur", ärgert sich FDP-Stadtrat Fritz Roth, der mit seinem E-Auto häufig hier auf den Ring einfädelt, "sie ist eine Staufalle, eine Gefahrenquelle für Unfälle – und einen praktischen Wert für die Busse hat sie auch nicht." Die kämen nämlich kein bisschen schneller voran als zuvor, als Autos und Busse sich die Spur noch teilen durften.

Die Münchner Verkehrsgesellschaft, die der "Süddeutschen Zeitung" mitgeteilt hat, man habe diese Busspur nicht gefordert, es habe "keinen Grund dafür" gegeben, hat sich auf AZ-Nachfrage am Mittwoch nicht weiter dazu geäußert. Im Neuhauser Bezirksausschuss jedenfalls hagelt es seit Wochen Beschwerden von Anwohnern.

Wieso man ihnen an der eh schon stinkig-lauten Landshuter Allee nun noch mehr Stau und Abgase zumute, wird da gefragt, berichtet Felix Meyer, Co-Sprecher der FDP-Fraktion im Stadtviertelgremium. Oder ob die Busspur nur die Autoabgas-Messwerte am Mittleren Ring künstlich niedrig halten solle?

"Vorwand, um Autofahrer zu nerven": Stau und Abgase verlagern sich nach hinten

Immerhin führt die Busspur auf dem Weg zur Donnersbergerbrücke genau an der Stickstoffdioxid-Messstelle an der Landshuter Allee vorbei. Mit der Folge, dass nun weniger Autos mit größerem Abstand die Messstelle passieren. "Das bringt dort wohl schon bessere Messwerte", meint FDP-Stadtrat Jörg Hoffmann. "Aber jetzt verlagern sich der Stau und der Abgasausstoß ein paar Hundert Meter weiter nach hinten." Er findet: "Hier wird vom Klimareferat ein Vorwand benutzt, um den Autoverkehr zu behindern und Autofahrer zu nerven."

Die 300 Meter lange Busspur an der Landshuter Allee führt von der Kreuzung Nymphenburger Straße bis zur Donnersbergerbrücke. Deshalb haben Autofahrer nun nur noch eine statt zwei Fahrspuren – was zu Rückstau führt. "Murks", finden die FDPler Felix Meyer, Fritz Roth und Jörg Hoffmann (v.l.).
Die 300 Meter lange Busspur an der Landshuter Allee führt von der Kreuzung Nymphenburger Straße bis zur Donnersbergerbrücke. Deshalb haben Autofahrer nun nur noch eine statt zwei Fahrspuren – was zu Rückstau führt. "Murks", finden die FDPler Felix Meyer, Fritz Roth und Jörg Hoffmann (v.l.). © Sigi Müller

Seine Rathaus-Fraktion aus FDP und Bayernpartei will die Ummarkierungen nun per Stadtratsantrag rückgängig machen lassen, sodass Autos die Busspur wieder mitnutzen können und das neue "Verkehrschaos beendet" wird.

Ob die CSU mitstimmt, wird davon abhängen, ob die neue Busbeschleunigung den Bussen mehr Fahrgäste bringt. "Wenn ja, dann macht es Sinn, dass Autofahrer zurückstecken", erklärt die Stadträtin und CSU-Verkehrssprecherin Veronika Mirlach.

Auch bei der SPD will man noch abwarten. "Grundsätzlich finde ich Busspuren für einen flüssigen Busverkehr immer gut", sagt SPD-Stadtrat Nikolaus Gradl. "Aber sollte in sechs Monaten kein positiver Effekt für die Busse messbar sein, dann können wir über die Sinnhaftigkeit der Busspur nochmal diskutieren."

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