"Es blieb keine andere Wahl": Alteingesessene Münchner Klinik muss schließen

München - Hohe Betriebskosten, Inflation, fehlendes Personal: Auch in Bayern droht vielen Krankenhäusern die Schließung. Jetzt muss das gemeinnützige Diakoniewerk München-Maxvorstadt (DMM) seinen Geschäftsbetrieb einstellen. Klinik und Therapiezentrum machen bereits Ende des Jahres dicht.
"Anhaltend hohe Defizite": Diakoniewerk München-Maxvorstadt schließt
Es sei "aufgrund der anhaltend hohen Defizite in den wesentlichen Geschäftsbereichen und der mit unter 50 Prozent zu niedrigen Auslastung der Klinik keine andere Wahl", geblieben, teilte der vom Amtsgericht München bestellte Insolvenzverwalter Dr. jur. Philip Heinke von der Kanzlei Jaffé am Dienstag im Anschluss an eine Mitarbeiterversammlung mit. Auch das DMM blieb von den negativen Auswirkungen des in der Pflege grassierenden Fachkräftemangels nicht verschont.
Über Jahre hinweg habe sich ein Investitionsstau aufgebaut, der in der Insolvenz aufgrund klammer Kassen nicht beseitigt werden konnte. Wie bereits berichtet, hatte die 1867 gegründete Klinik im November vergangenen Jahres wegen Zahlungsunfähigkeit einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.
Nur "ein Abwicklungsteam" bleibt: 274 Mitarbeiter müssen gehen
Für die Mitarbeiter, Bewohner und Patienten des modernen Kompetenzzentrums für Gesundheit und Pflege ist das Aus der Klinik ein harter Schlag. "Die Umsetzung der Schließung führt letztlich zur Beendigung sämtlicher zuletzt noch 274 Dienstverhältnisse", heißt es in der Mitteilung der Kanzlei.
"Ein Abwicklungsteam" werde über die angedachten Schließungstermine hinaus beschäftigt bleiben. Der Gläubigerausschuss – dem Gremium gehört auch eine Vertreterin der Belegschaft an – stimmte der Schließung den Angaben zufolge bereits zu, über einen Insolvenzsozialplan werde verhandelt.
Häppchenweise Auflösung: Klinik und Therapiezentrum schließen Ende des Jahres
Der gesamte Betrieb wird nun schrittweise stillgelegt. Klinik und Therapiezentrum schließen demnach zum 31. Dezember, es folgt das Aus für die Abteilung der Geriatrischen Rehabilitation (1. Januar 2025) und den Bereich der stationären Altenpflege sowie für das "Rüstige bzw. Betreute Wohnen" (voraussichtlich bis zum 31. März 2025).
Für die aktuell 73 Bewohner sollen sich alternative Wohn- bzw. Versorgungsmöglichkeiten finden. Dabei bleibt fraglich, wie dies mit Blick auf die schwierige Lage in der Pflege innerhalb von knapp fünf Monaten gelingen kann. Auch die Zukunft der Klinik angeschlossenen Berufsfachschule für Krankenpflegehilfe und den dortigen Auszubildenden bzw. Lehrkräften steht in den Sternen. Da müssen die Angelegenheiten laut Insolvenzverwalter "noch kurzfristig mit der zuständigen Schulbehörde" geregelt werden.
DMM-Vorstand Eva-Maria Matzke: "Das ist schlimm und stimmt uns traurig"
Man habe zusammen mit der Insolvenzverwaltung und der Mitarbeitervertretung alle Möglichkeiten für eine Sanierungslösung durchgespielt, werden DMM-Vorstand Eva-Maria Matzke und ihre Stellvertreterin Karin Ploch in der Mitteilung zitiert: "Am Ende steht nun aber die Erkenntnis, dass eine Fortführung des Betriebs leider nicht möglich ist. Wir bedauern das sehr, müssen diese Realität aber akzeptieren. Das ist schlimm und stimmt uns traurig, nicht zuletzt deshalb, weil alle Mitarbeitenden dem DMM sehr verbunden sind und die Qualität in allen Bereichen sehr hoch ist."
Philip Heinke von der Kanzlei Jaffé fällte in der Mitarbeiterversammlung ein vernichtendes Urteil: "In den letzten Wochen wurde klar, dass es für keinen der vom Diakoniewerk unterhaltenen Betriebsteile in dem derzeitigen medizinischen Umfeld eine Zukunftschance gibt. Auch hat angesichts der Zahlen niemand Interesse an einer Übernahme bekundet."
Steigende Verlusten im siebenstelligen Bereich in den letzten Jahren
Die wirtschaftliche Entwicklung und der Blick auf mögliche Alternativen habe gezeigt, "dass die Klinik durchgehend defizitär" sei und auch das Therapiezentrum "laufend erhebliche Verluste" produziere. Die Rede ist von steigenden Verlusten im siebenstelligen Bereich in den letzten Jahren, bei Umsätzen in der Größenordnung von rund 25 Millionen Euro.
Krankenhausreform des Bundes kann nicht umgesetzt werden
Erschwerend komme hinzu, dass das Unternehmen die Anforderungen aus der zum 1. Januar 2025 in Kraft tretenden Krankenhausreform des Bundes und die Vorgaben des Krankenhauszukunftsgesetzes nicht umgesetzt werden könnten. Weil eben offensichtlich an allen Ecken und Enden das Geld fehlt. Heinke: "Darüber hinaus zeigte sich, dass auch die übrigen Geschäftsbereiche nicht wirtschaftlich geführt werden können. Jetzt wollen wir die geordnete Schließung in Abstimmung mit der Mitarbeitervertretung angehen, wobei auf die Patienteninteressen bestmöglich Rücksicht genommen werden soll."
Das Diakoniewerk München-Maxvorstadt geht zurück auf die am 11. Mai 1867 gegründete Diakonissenanstalt von Pfarrer Wilhelm Löhe. Im Jahre 1869 wurde diese per königlichem Dekret zur juristischen Person erklärt und wird seither als Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR) geführt.