Erzieher gesucht: Jetzt soll der Himmel helfen
Weil Betreuer in der Messestadt-Kita fehlen und partout keine zu finden sind, greift der Elternbeirat zu einer plakativen Aktion
MÜNCHEN Manche Kinder schicken einen Gas-Luftballon gen Himmel und suchen damit einen Brieffreund. Bei den Kindern, die in der Kita Messestadt Ost betreut werden, ist das anders. Wenn sie am Sonntag um 15 Uhr ihre Luftballons steigen lassen, dann suchen sie eine Betreuerin.
„Mein rechter, rechter Platz ist frei. Ich wünsche mir eine/n Erzieher/in herbei”, wird auf den schwebenden Kärtchen stehen, die die Kinder bunt angemalt haben.
Die Idee zu der Aktion entstand aus der Not. Seit einiger Zeit konnten zwei Stellen in der evangelischen Kindertagesstätte Messestadt Ost nicht besetzt werden. Gesucht sind: eine Erzieherin und eine Kinderpflegerin.
Alle Möglichkeiten seien ausgeschöpft worden, versichert Rosemarie Reichelt, Abteilungsleiterin für die Kindertageseinrichtungen bei der Inneren Mission. Jobbörsen im Internet, Stellenausschreibungen in der Zeitung – alles vergeblich. „Wo nichts ist, kann man nichts finden. Es gibt einfach keine Erzieher mehr im Münchner Raum”, sagt sie.
Inzwischen haben die Eltern nach einem Appell sogar notgedrungen ihre Buchungszeiten reduziert. „Das kann keine Dauerlösung sein”, sagt Wiebke Langer vom Elternbeirat. Sie wisse von einer Mutter, die nun auf ihre Mittagspause verzichte, um ihr Kind rechtzeitig abzuholen.
Freilich weiß der Elternbeirat, dass die Aktion am Sonntag eine echte Luft-Nummer ist. Dass eine Erzieherin einen der Ballons findet und sich danach bewirbt, ist wohl eher unwahrscheinlich. Trotzdem soll nichts unversucht bleiben. „Wir schicken das jetzt an den Himmel und schauen was dabei herauskommt”, sagt Wiebke Langer.
Gleichzeitig wird von den Initiatoren am Wochenende eine Unterschriftenaktion gestartet. Die Eltern fordern unter anderem ein besseres Gehalt für Erzieher, damit der Beruf interessanter wird. Auch für Männer.
Dass Eltern ihre Buchungszeiten reduzieren sollen, ihre Kinder also bloß noch kürzer betreuen lassen können, ist laut Rosemarie Reichelt kein Einzelfall. „Das passiert inzwischen in vielen Einrichtungen in München. Wegen des raschen Ausbaus der Betreuungseinrichtungen ist das Personal einfach nicht da.” Zudem sei die Stadt mit ihren Kitas im Vorteil. Sie kann ihren Erzieherinnen Zuckerl anbieten wie ein Jobticket oder Dienstwohnungen.
Tatsächlich heißt es bei der Stadt: „Bisher konnten wir noch alle Kitas in Betrieb halten und neue eröffnen.” Um Erzieherinnen zu gewinnen, tut München auch einiges. So gibt es unter anderem seit Jahren eine bundesweite Werbekampagne.
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