Erzdiözese München: Reichtum verpflichtet

Dass die Erzdiözese München und Freising milliardenschwer ist, provoziert: Da fordert der Papst eine "arme Kirche für die Armen" – und derweil schwimmen die Bistümer im Geld? Scheinheilige Kommerzdiözesen, raffgierige! Dabei sollte man erst einmal nicht empört sein, sondern die Erzdiözese für ihre Entscheidung, diese Bilanz vorzulegen, loben. Denn: Sie hätten das nicht tun müssen.
Das ist nur der erste Schritt
Die Kirche ist kein Konzern, da hat der Generalvikar schon recht: Der Staat verlangt von ihr keine Bilanz, er vertraut ihr einfach so, treibt ihr nebenher die Steuern ein und gewährt ihr genügend Sonderrechte, darunter auch das Recht, sich viele Rechte und Regeln gleich selbst zu geben. Das mag man verkehrt finden, aber so ist die Rechtslage. Und deshalb muss man schon so fair sein und den Willen der Erzdiözese zu mehr Transparenz erst einmal anerkennen.
Dann darf man aber freilich weiter fragen: Wie kann es bei dem Vermögen sein, dass Pflegeheime oder Kindergärten unter kirchlicher Führung oft mager ausgestattet sind? Sollte die Diözese bei der Flüchtlingshilfe nicht noch kräftiger unterstützen? Und überhaupt, warum kann man als Gläubiger eigentlich kein bisschen mitentscheiden, was mit dem Vermögen der Glaubensgemeinschaft passiert?
Dass die Erzdiözese zeigt, wie geldig sie ist, zeugt von Mut zu mehr Offenheit. Jetzt muss sie sich fragen, ob sie mit dem ganzen Reichtum auch richtig umgeht.