Erzbistum München und Freising stellt Archiv online

Das Erzbistum München und Freising geht ab heute mit seinem unermesslichen Schätzen aus dem Archiv online.
von  Paul Nöllke
Roland Götz zeigt ein Buch, das nun digital verfügbar ist. In diesem ist auch der Vertrag zur Neugestaltung des Freisinger Doms.
Roland Götz zeigt ein Buch, das nun digital verfügbar ist. In diesem ist auch der Vertrag zur Neugestaltung des Freisinger Doms. © Bernd Wackerbauer

München - Vor fast 600 Jahren wurde in Oberwarngau gestritten. Grund des Streits war der Pfarrer. Da die Pfarrei sehr groß war, konnte der Pfarrer nicht in allen Kirchen am Sonntag Gottesdienst halten. Der Streit eskalierte, sodass 1453 der Tegernseer Abt einspringen musste. Er legte eine Regel fest, die für die nächsten Jahrhunderte bestimmte, wo der Pfarrer wann Gottesdienst hielt und wie viel jede Gemeinde dafür zahlte.

Online-Archiv der Erzdiözese - fast vier Millionen Seiten digitalisiert

Solche Geschichten kann ab heute jeder kostenlos im Online-Archiv der Erzdiözese nachlesen. Fast vier Millionen Seiten aus dem Bestand des Bistums wurden seit 2015 digitalisiert. In den kommenden Jahren sollen es sieben Millionen werden. "Oft kommen Leute ins Archiv, weil sie für ihre Familien- oder Heimatgeschichte recherchieren", erklärt Archivdirektor Johannes Merz. Dazu müsse man nun nicht mehr extra ins Archiv fahren, "sondern man kann von zuhause aus recherchieren".

Exemplarisch zeigt Roland Götz, der Abteilungsleiter des Archivs, Bücher zum Leben der Künstlerbrüder Cosmas und Egid Asam. Online findet man schnell Dokumente von der Taufe Egids 1692 in Tegernsee und der Hochzeit von Cosmas 1717 in der Frauenkirche in München.

Wer weiter sucht, findet sogar einen Auftrag zum Ausmalen des Freisinger Doms und letztlich auch die Todesurkunde von Cosmas, der 1793 in seinem Haus in München starb. Auch zur Ort- uns Heimatforschung gibt es zahlreiche Dokumente. Als Beispiel nennt Götz die Pfarrei Oberwarngau.

Bistum ist erste deutsche Diözese mit Online-Archiv

Als die Bistumsverwaltung 1817 eine Beschreibung aller Pfarreien forderte, wurde hier genau erfasst, wie viele Menschen im Ort wohnten und auch, wie lange jeder Bewohner zu Fuß zur Kirche brauchte. Dazu gibt es noch zahlreiche Dokumente zu Pfarrern, Kirchen und mitunter seltsamen Visitationen. Das Bistum ist die erste deutsche Diözese, die über ein funktionierendes Online-Archiv verfügt.

Die Digitalisierung hat zwei Millionen Euro gekostet. "Ein bisschen ist das auch ein Pilotprojekt", sagt Götz. Doch obwohl man ab heute nicht mehr persönlich ins Archiv gehen muss, um viele Unterlagen zu lesen, glaubt Direktor Merz nicht, dass weniger Leute ins Archiv kommen. "Ganz im Gegenteil. Forscher brauchen ja auch unsere Expertise. Viele Texte sind auch auf Latein oder sogar Bairisch. Ich denke, dass viele das Online-Archiv als Ausgangspunkt für ihre weitere Recherche nutzen werden."

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